Orale Epstein-Barr-Virus-assoziierte diffuse großzellige B-Zell-Lymphome bei HIV-negativen immunsupprimierten Patienten

Autor: Harald Stein, Peter A. Reichart, Ioannis Anagnostopoulos, K. Rhinow, I. Schirmer, Christoph Loddenkemper
Rok vydání: 2006
Předmět:
Zdroj: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. 10:155-161
ISSN: 1434-3940
1432-9417
DOI: 10.1007/s10006-006-0689-x
Popis: Die diffusen groszelligen B-Zell-Lymphome (DLBCL) werden zu den Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) gezahlt und sind mit 30–40% die haufigsten NHL im Erwachsenenalter. Die Atiologie ist ungeklart, jedoch werden Viren, insbesondere das Epstein-Barr-Virus (EBV), mit der Entstehung von Lymphomen in Zusammenhang gebracht. Dies trifft insbesondere fur Patienten mit angeborener oder erworbener Immunschwache zu. Bei einer 39-jahrigen Patientin entwickelte sich nach 24 Jahren immunsuppressiver Therapie mit Azathioprin wegen einer Myasthenia gravis ein EBV-assoziiertes DLBCL des plasmoblastischen Subtyps am Oberkieferalveolarfortsatz im Bereich der Zahne 11, 21. Das klinische Bild entsprach einer therapeutisch schwer beeinflussbaren, lokalisierten, akut nekrotisierenden Parodontitis. Nach einer Polychemotherapie befindet sich die Erkrankung gegenwartig in vollstandiger Remission. Unter immunsuppressiver Therapie mit Azathioprin und Cyclosporin A entwickelte sich bei einem 56-jahrigen Patienten sieben Wochen nach Herztransplantation ein EBV-assoziiertes DLBCL der immunoblastischen Variante im posterioren Bereich des rechten oberen zahnlosen Alveolarfortsatzes. Klinisch zeigte sich eine weiche, nicht druckdolente, 1,5×0,5×0,5 cm grose Schwellung mit zentraler Ulzeration. Der Tumor wurde entfernt, eine Bestrahlung des entsprechenden Bereichs folgte. Innerhalb eines 15-jahrigen Beobachtungszeitraums zeigte sich kein Rezidiv. Die Fallberichte zeigen, dass maligne B-Zell-Lymphome als gefurchtete Komplikationen einer Immunsuppression auch oral auftreten konnen und bei entsprechender Anamnese (HIV-Infektion oder immunsuppressive Therapie) an derartige Lasionen gedacht werden muss. Der Nachweis des Epstein-Barr-Virus in beiden Fallen weist auf einen moglichen Zusammenhang bei der Onkogenese der oralen DLBCL insbesondere bei Immundefekt hin. Das unterschiedliche, mitunter unspezifische Erscheinungsbild der oral auftretenden DLBCL erfordert eine schnelle groszugige Probeentnahme und Ubersendung an spezialisierte hamatopathologische Referenzzentren zur diagnostischen Abklarung, da diese Tumoren bereits in fruhen Stadien disseminieren.
Databáze: OpenAIRE