Vom Tauwetter zur Postsozialistischen Ära (1953–2000)

Autor: Christine Engel, Wolfgang Kissel, Joachim Klein, Klaus Städtke, Dirk Uffelmann, Wolf-Heinrich Schmidt, Andreas Guski
Rok vydání: 2002
Zdroj: Russische Literaturgeschichte ISBN: 9783476015402
DOI: 10.1007/978-3-476-05238-4_8
Popis: Der Tod Stalins am 5. Marz 1953 loste eine Massenhysterie und eine Welle panegyrischer Trauergedichte und Nachrufe aus (Tod des Vaters, Stalin lebt, Stalin ist mit uns, Seine Herrlichkeit, Unsterblichkeit). Zugleich wurde aber die bereits zogerlich begonnene Debatte um die Funktion von Kunst und Literatur intensiviert, und es wurden Stimmen laut, die von der Literatur eine Ruckbesinnung auf traditionelle Formen verlangten und »neue Gogol’s und Scedrins« einforderten. Die Kulturpolitik der Ždanovzeit hatte letztlich dazu gefuhrt, dass vieles von dem, was in der Nachkriegszeit an dogmatischer Schemaliteratur publiziert wurde, kaum mehr (freiwillig) ein Lesepublikum fand, sodass das Scheitern der verordneten sozrealistischen Normen immer deutlicher geworden war. Im Vorfeld des IL Schriftstellerkongresses (Dezember 1954) hagelte es denn auch Kritik an der »Konfliktlosigkeit«, dem durchgehenden »Grau« und der Mittelmasigkeit der Literatur. Eine Schlusselrolle spielte in dieser Diskussion Vladimir Pomerancev mit seinem Artikel Uber die Aufrichtigkeit in der Literatur (1953), in dem er den lebensfernen, schablonenhaften Stil und die Schonfarberei als »Lackierung der Wirklichkeit« (lakirovka dejstvitel’nosti) kritisiert: »Niederschmetternd ist es, wie sehr sich ihre zahflussigen Bucher ahneln! In ihnen ist alles stereotyp: Die Helden, die Thematik, der Anfang, das Ende. Das sind keine Bucher, das sind Zwillinge.
Databáze: OpenAIRE