Subjektiven Verkehrsstress objektiv messen – ein EmoCycling-Mixed-Methods-Ansatz

Autor: Merk, Jule, Eckart, Jochen, Zeile, Peter
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2021
Předmět:
DOI: 10.48494/realcorp2021.9072
Popis: Als ein Baustein für eine postfossile Mobilität gewinnt das Fahrrad zunehmend an Bedeutung. Um den Anteil der Radfahrenden in der Stadt und auf dem Land weiter zu fördern, steht neben der Verbesserung der objektiven Verkehrssicherheit auch die Steigerung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Radfahrenden im Mittelpunkt. Oftmals bildet das subjektive Gefühl von Unsicherheit für Personen, die bisher wenig bis überhaupt nicht Fahrrad fahren, und damit für die Steigerung des Radverkehrsanteils in Stadt und Land von hoher Bedeutung sind, eine Barriere für eine häufigere Nutzung des Fahrrades. Bisher ist die Analyse des subjektiven Sicherheitsgefühls jedoch nur eingeschränkt möglich. Für eine objektive, quantitative Messung der subjektiven Sicherheit fehlten bislang geeignete Methoden. In verschiedenen Studien wurden Radfahrende zu ihrem subjektiven Sicherheitsgefühl befragt. Durch solche Befragungen können jedoch nur eingeschränkt konkrete Standorte und Situationen identifiziert werden, an denen sich Radfahrende besonders unsicher fühlen. Die vorliegende Arbeit adressiert diese Forschungslücke und wendet einen Mixed Methods Ansatz zur quantitativen Messung des subjektiv beim Radfahren empfundenen Stresses an. Zum Einsatz kommt die Methodik des EmoCyclings, welche aus biostatistischen Daten physiologische Stressreaktionen des Körpers identifiziert und diese lokal verortet. Die Stressmomente beim Radfahren werden nach den Testfahrten mittels einer Interview-Analyse verifiziert. Mit dieser Methode werden subjektiv „unsichere“ Standorte und Situationen für Radfahrende identifiziert. Um das subjektive Verkehrssicherheitsgefühl von Radfahrenden zu erhöhen, ist stressarme, objektiv sichere und qualitätvolle Radverkehrsinfrastruktur erforderlich. Von Interesse ist, ob Personen, die bisher wenig bis überhaupt nicht Fahrrad fahren, verschiedene Führungsformen des Radverkehrs unterschiedlich stressarm empfinden. Erkenntnisse über stressarme Infrastruktur könnte helfen, das subjektive Gefühl von Unsicherheit als eine Barriere für die häufigere Nutzung des Fahrrades zu überwinden. In der vorliegenden Studie wird untersucht, wie sich das subjektive Sicherheitsempfinden und der gemessene Stress bei Radverkehrsinfrastruktur im Seitenraum (eigenständiger Radweg, getrennter Geh- und Radweg etc.) oder Infrastruktur auf der Fahrbahn (Radfahrstreifen, Schutzstreifen, Fahrradstraße, Mischverkehr etc.) für verschiedene Nutzergruppen wie interessierte Radfahrende, Alltagsradfahrende und furchtlose Radfahrende unterscheidet. Bei Personen, die das Fahrrad bisher kaum nutzen (interessierte Radfahrende) und Alltagsradfahrenden konnten mehr Stressmomente bei der Nutzung der Radverkehrsinfrastruktur auf der Fahrbahn im Vergleich zum Seitenraum nachgewiesen werden. Die Nutzergruppe der furchtlosen Radfahrenden empfindet hingegen bei der Infrastruktur auf der Fahrbahn weniger Stress. Die Erkenntnisse können genutzt werden, die objektive Verkehrssicherheit für den Radverkehr zu erhöhen und das subjektive Sicherheitsgefühl der Radfahrenden zu fördern.
CITIES 20.50 – Creating Habitats for the 3rd Millennium: Smart – Sustainable – Climate Neutral. Proceedings of REAL CORP 2021, 26th International Conference on Urban Development and Regional Planning in the Information Society, 767-778
Databáze: OpenAIRE