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Das Buch ist eine staunenswert gründliche Aufarbeitung und editorische Darbietung der 124 Feldpostbriefe und -karten des Chirurgen Walt(h)er Jung senior (1913–2010). Verantwortlich dafür zeichnet dessen Sohn, der Rechtshistoriker Otmar Jung junior (Jahrgang 1947), der bis 2012 an der Freien Universität Berlin als Privatdozent lehrte. Der Band besticht durch seine außerordentlich klare, bis ins Kleinste durchdachte Struktur und nicht zuletzt den enormen Umfang von fast 700 Druckseiten.1 Denn Jung junior bettet die Frontbriefe seines Vaters kundig und systematisch in so gut wie sämtliche Kontexte ein, die in biografischer, bildungsgeschichtlicher und zeithistorischer Hinsicht erdenklich sind. Und weder bei seiner Nacherzählung der Familiengeschichte2 noch bei der Inhaltsanalyse der Briefe von der Ostfront aus dem Zeitraum August 1941 bis Januar 1944 lässt Jung etwas aus. Das könnte einen Leser ja zurückschrecken lassen. Dem ist aber keinesfalls so. Denn der Verfasser bedient sich eines darstellerischen Kniffs. Je weiter er ausholt, desto kleinteiliger gliedert er. Sprich: Je entlegener der geschilderte Detailzusammenhang, desto kürzer und damit ’übersichtlicher‘ wird der entsprechende Textabschnitt. Was zu dem paradoxen Effekt führt, dass sich der Lesefluss angesichts der aufgetürmten familien- und zeitgeschichtlichen Einzelheiten nicht etwa verlangsamt, sondern umgekehrt mit jeder Nuance subjektiv zu beschleunigen scheint! |