Vegetationsentwicklung in Artenreichen Borstgrasrasen (Lebensraumtyp 6230*) in FFH-Gebieten des Werra-Meißner-Kreises (Hessen) und Konsequenzen für die Naturschutzpraxis
Autor: | Peppler-Lisbach, Cord, Dr. Fischer, Petra |
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Jazyk: | němčina |
Rok vydání: | 2022 |
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DOI: | 10.14471/2022.42.002 |
Popis: | Der prioritäre Lebensraumtyp „Artenreiche Borstgrasrasen (6230*)“ zeigt trotz umfangreicher Schutzbemühungen im Rahmen des europäischen Schutzgebietssystems NATURA 2000 in Deutsch- land immer noch einen ungünstigen bis teils schlechten Erhaltungszustand und einen negativen Gesamttrend; zahlreiche charakteristische Arten sind nach wie vor im Rückgang. Eine genaue Analyse der Vegetationsveränderungen und Nutzungsrecherchen sollen die Ursachen und ein geeignetes Management aufzeigen. Für zwei FFH-Gebiete in Nordhessen (Meißner, Hirschberg) mit einem seit den 1990er Jahren geregelten Management der Borstgrasrasen wurden die Vegetationsveränderungen anhand von 35 Dauerflächen und Quasi-Dauerflächen analysiert. Die Anzahl von Wiederholungs- aufnahmen pro Fläche lag zwischen einer und drei. Für verschiedene Parameter (Vegetationsstruktur, soziologisch-ökologische Gruppen, funktionell-taxonomische Gruppen, mittlere Zeigerwerte) und einzelne Arten wurden aus aufeinander folgenden Aufnahmen jährliche Veränderungsraten berechnet, auf einer Zeitleiste von 1987 bis 2019 zusammengestellt, gemittelt und mit dem Wilcoxon- Rangsummentest auf Signifikanz getestet. Ferner wurden für zwei Teilgebiete weitere verfügbare Vegetationsaufnahmen, die z. T. bis ca. 1930 zurückreichen, über einen Stetigkeitsvergleich unter- schiedlicher Zeitpunkte und eine Redundanzanalyse ausgewertet. Während lediglich zwei Flächen als Borstgrasrasen ganz verloren gingen, zeigte sich bei den übrigen eine deutliche Tendenz der Eutrophierung und Unternutzung. Diese äußerte sich in durch- gehend positiven mittleren Veränderungsraten (d. h. ansteigenden Werten) der mittleren Stickstoffzahl, der Anzahl sowie Deckungssumme von Arten des Wirtschaftsgrünlandes und Brachezeigern, bei gleichzeitig negativen mittleren Veränderungsraten (d. h. fallenden Werten) der Borstgrasrasen- Kennarten. Die mittleren Reaktionszahlen und die Moosschicht-Deckungen zeigten anhaltend ansteigende Werte. Erst für die letzten Jahre ab 2012 lässt sich eine gewisse Abschwächung dieser Trends feststellen. Für das Teilgebiet Hausener Hute (Meißner) ließ sich die wechselvolle Nutzungs- geschichte seit ca. 1930, geprägt durch eine längere Brachephase zwischen den 1970er und 1990er Jahren, gut anhand der Vegetationsentwicklung nachvollziehen. Die festgestellten Eutrophierungsphänomene sind multifaktoriell bedingt. Als Ursachen für höhere Nährstoffverfügbarkeiten kommen atmogene Stickstoffdepositionen sowie günstigere Mineralisations- bedingungen durch gestiegene pH-Werte und höhere Temperaturen in Frage. Um diesem steigenden Eutrophierungsdruck entgegenzuwirken, hat das Flächenmanagement bis ca. 2016, das gegenüber der traditionellen Nutzung durch spätere Mahdtermine, eine extensivere Beweidung sowie geringere Stö- rungen gekennzeichnet war, offenbar nicht ausgereicht. Zudem erschwerte die höhere Moos- und Streudeckung eine Regeneration konkurrenzschwacher Arten. Wir empfehlen daher für die gemähten Flächen eine frühere Mahd, i. d. R. im Juli, sowie Striegeln (d. h. Entfernung von Moosen und Grasfilz) im Frühjahr und eine Ausweitung der herbstlichen Nachbeweidung. Auf den beweideten Flächen sollte eine Stoßbeweidung, allerdings mit höherer Besatzdichte und/oder Verweildauer als bisher, vor- genommen werden. Eine frühzeitigere Mahd ist auf einigen Flächen schon ab 2018 praktiziert worden. Die dort seitdem beobachteten positive Entwicklungen, wie die Zunahme von Kennarten und eine geringere Eutrophierungstendenz, sind möglicherweise bereits eine Reaktion darauf, eventuell aber auch ein Ergebnis der vergangenen Dürrejahre. Wir empfehlen gerade vor dem Hintergrund solcher Extremjahre auch für andere Borstgrasrasen-Gebiete flexible Nutzerverträge mit jährlicher Absprache und begleitenden Dauerflächenuntersuchungen. The priority habitat type “Species rich mountainous Nardus grassland” (6230*) still faces consid- erable threats due to habitat losses and unfavourable conservation status; many characteristic species are still declining. This study aims at identifying underlying drivers and optimizing management, based on a detailed analysis of vegetation changes and management history. We studied two Natura 2000 sites (Meißner, Hirschberg) in northern Hesse, Germany, where a continuing management of grassland areas took place since the 1990s. We analysed data from 35 permanent and quasi-permanent plots with a number of one to three re-surveys per plot. Per plot, we calculated annual change rates from successive surveys for several parameters (vegetation structure, phytosociological-ecological species groups, functional species groups, mean indicator values) and single species. Change rates were arranged along a timeline from 1987 to 2019. We calculated mean change rates for each year and tested for significant difference from zero with a Wilcoxon rank sum test. For two specific sites we compiled additional relevés, partly dating back to the 1930s. We analysed species’ changes in frequency and used redundancy analysis to test for influences of time and vegetation type on species composition. Whereas only two plots were lost as Nardus grassland, there was still a significant tendency towards eutrophication and insufficient management. This was indicated by continuous positive mean change rates (i.e. increasing values) for mean nitrogen indicator values, species numbers and cover sums of species of cultural grassland and fallow indicators. In contrast, character species showed continuously negative mean change rates (i.e. decreasing values) most of the time. Mean indicator values for soil reaction and moss cover consistently increased. It was only since 2012 that some of these trends weakened to a certain extent. For the site “Hausener Hute” (Meißner), the changeful management and deposition history since the 1930s, was reflected well in vegetation changes. The detected eutrophication phenomena had multiple possible drivers like nitrogen deposition and enhanced mineralisation caused by increased soil pH or rising temperatures. The management during the last decades with late mowing dates, very extensive grazing and low disturbance levels was obviously insufficient to counteract increasing eutrophication threats. Moreover, high moss and litter cover impeded the regeneration of weak competitors. For the mown areas, we therefore suggest earlier mowing dates (usually in July), chain-harrowing (i.e. removal of mosses and grass litter) in spring and extended aftermath grazing in autumn. Higher stocking rates should be applied at grazed areas. Some plots already mowed earlier since 2018 have recently shown positive trends (i.e. increasing character species, less eutrophication). However, this could also have been a consequence of recent drought years. Regarding such extreme events we recommend more flexible contracts with managers based on annual agreements and further monitoring based on permanent plots. |
Databáze: | OpenAIRE |
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