Die Verarbeitung der Faserstoffe. Spinnerei

Autor: Friedr. Kohl Franz Luckenbacher
Rok vydání: 1866
Zdroj: Die mechanische Bearbeitung der Rohstoffe ISBN: 9783662240465
DOI: 10.1007/978-3-662-26158-3_12
Popis: „Womit warden wir uns kleiden?“ — diese Sorge ist jedenfalls eine der ersten Trienfedern gewesen, die den Menschen in kalteren Klimaten bewegte und seinen Erfindungsgeist anspornte, der Ungunst der Witterung Trotz zu bieten. Die Felle erlegter Thiere spielten in den Urzeiten die erste Rolle als Bekleidungsstoffe, wie noch heute die Polarlanderbewohner sich in Rennthier- und Seehundsfelle kleiden, die sie mit den Sehnen der Thiere zusammennahen. Das leicht gezahmte Schaf bot sein warmendes Vlies, und wahrscheinlich lernte man gerade an ihm zuerst Thierhaare auch von der Haut abgesondert verwenden. Man sammelte die abfallenden Flocken, die sich von selbst verfilzten, und machte daraus die ersten warmenden Decken. Als man gelernt hatte, andere Faserstoffe noch zu gewinnen und dieselben zu Faden zusammenzudrehen, war man noch lange nicht auf dem Standpunkte der Weberei. Die Erfindung des Webstuhls ist eine viel spatere als die Ersindung der Flechterei. Anfanglich verband man die Faden jedenfalls durch gewohnliche Verstrickung mit einander, und erst aus den netzartigen Zeugen entwickelte sich allmalig die Darstellung dichterer Stoffe auf den rascher arbeitenden Maschinen. Flechtwerke aus Binsen, Halmen, Bast u. s. W., wie sie von vielen sonst unkultivirten Volkerschaften zierlich genug angefertigt warden, gaben vielleicht den Gedanken, auch die kunstlich gedrehten Faden in ein Geflecht zu vereinigen, was sich am besten dadurch thun lies, das man Langenfaden neben einander ausspannte und Querfaden hindurchflocht, ein Verfahren, welches die Grundlage der Weberei ausmacht.
Databáze: OpenAIRE