Popis: |
Angesichts der ofters angeschnittenen Frage, wie sich das gartnerische Zuchtungswesen dem landwirtschaftlichen organisatorisch angleichen liese, wie sich das in der Landwirtschaft so wohlbewahrte Anerkennungsverfahren auch auf gartnerische Zuchtungen anwenden liese, mag es am Platze sein, zur Klarung dieser Fragen einiges beizubringen. Will man das Wesentliche an der Pflanzenzuchtung erfassen, so mus man sich uber folgendes klar sein: Die Variationsfahigkeit aller Pflanzen ist eine sehr grose, die Vermehrungsfahigkeit ist ungeheuer, ebenso ungeheuer ist auch die Vernichtungsziffer in freier Natur. Man bedenke: Irgend eine Baumart produziere alljahrlich nur 1000 Samen, die durchschnittliche Tragfahigkeit betruge 30 Jahre. Ein Individuum dieser Art wurde also wahrend seines ganzen Lebens 30000 Keime produzieren, wenn sich der Durchschnittsbestand dieser Art weder vergrosern noch verringern soll, muste im Durchschnitt fur jeden abgestorbenen Baum ein neuer erwachsen. Der Erfolg der naturlichen Aussaat von 30000 Keimen ware in diesem Falle also ein geschlechtsreifes Individuum; 29999 mussen, soll der Bestand gleichbleiben, zugrunde gehen. Die Darwinsche Theorie belehrt uns daruber, das im Durchschnitt unter den vielen Varianten einer Aussaat eben nur die ubrig bleibt, welche der Gesamtheit der gegebenen Umweltbedingungen am besten angepast ist. Dieser naturlichen Auslese steht in der Pflanzenzuchtung die kunstliche Auslese gegenuber. Wenn man von kunstlicher Auslese spricht, denkt man in erster Linie daran, das es sich bei dieser um eine Anderung des Auslesemomentes, anders ausgedruckt, um eine Anderung der Zuchtrichtung handelt; nicht mehr das den naturlichen Umweltbedingungen am besten Angepaste ist bevorzugt, sondern das, was der menschlichen Gebrauchnahme am meisten entgegenkommt. |