Der »Gründungsmythos« der Kommune Genua. Der erste Kreuzzug in der Historiographie Caffaros
Autor: | Heimann, Louis Philipp |
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Jazyk: | němčina |
Rok vydání: | 2019 |
Předmět: |
foundation myth
History 12. Jahrhundert legitimacy city commune 12th century commune memory Caffaro crusades Genua Geschichte Kollektives Gedächtnis Stadtkommune collectivity collectiv memory identity Genoa Kollektivität Legitimität Identität Gedächtnis Kreuzzüge Genova Gründungsmythos twelth century Zwölftes Jahrhunder Kommune |
DOI: | 10.5281/zenodo.3235311 |
Popis: | Caffaro di Rustico da Caschiffelone war zu seinen Lebzeiten eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der sich gerade herausbildenden selbstverwaltenden Stadtkommune Genuas. Er lebte ca. von 1080 bis 1166, war adliger Herkunft und gehörte der genuesischen Führungsschicht an. Caffaro nahm aktiv am politischen Leben der Kommune Teil, arbeitete u. a. als Diplomat für die Stadt und bekleidete siebenmal, in unterschiedlicher Form, das höchste politische Amt des Konsuls – so oft, wie nur eine andere Person in der Geschichte der Stadtkommune. Heute ist Caffaro in der Geschichtswissenschaft vor allem aufgrund seiner historiographischen Tätigkeit bekannt. Im Jahre 1152 präsentierte er dem Stadtrat seine Annales Ianuensis (Annalen Genuas), welche die Geschichte der Stadtkommune seit dem Jahre 1100 schilderten. Mit dem Beschluss des Rates zur Übernahme der Annales in das Kopialbuch der Stadt wurden sie zur offiziösen Stadtgeschichtsschreibung erhoben und zuerst noch von Caffaro, bis kurz vor seinem Tod, dann später von weiteren Beauftragten der Stadt für weitere 130 Jahre fortgeführt. Caffaros Annales werden deshalb bis heute als die erste laikale und offizielle Geschichtsschreibung des Mittelalters angesehen. Außerdem vertraten sie erstmals eine dediziert kommunalgeschichtliche Perspektive, im Vergleich zu den zuvor entstandenen universalgeschichtlichen Betrachtungsweisen. Gerade das Ziel eines der Angehörigen der genuesischen Führungsschicht tritt in Caffaros Annales hervor, nämlich sein eigenes. Frank Schweppenstette bezeichnet dies in seinem gleichnamigen Buch als gezielte Politik der Erinnerung. Demnach wollte Caffaro durch seine Historiographie auf die innen- und außenpolitischen Verhältnisse seiner Stadt einwirken.5 Ein Aspekt dieser gezielten Politik der Erinnerung ist der, im Vergleich zu den restlichen Einträgen der Annales, auffallend ausführliche Anfang der Annales.6 Dieser schildert die dritte militärische Expedition der Genuesi in die Levante (1000-1101) im Kontext des ersten Kreuzzuges. Einige Historiker:innen betrachten diesen als Caffaros Gründungsmythos für die Kommune Genua. Ergänzt und weiter ausgearbeitet wird diese programmatische Überhöhung der genuesischen Partizipation am ersten Kreuzzug in Caffaros Werk De liberatione civitatum orientis (Über die Befreiung der Städte des Ostens), welches er wahrscheinlich nur wenige Jahre nach seinen Annales verfasste. Im Folgenden wird nun analysiert, wie und warum Caffaro seinen Gründungsmythos für die Stadtkommune in den Annales und in der Liberatione konstruierte. Dazu wird zunächst einmal seine Darstellung der Ereignisse in beiden Werken nachgezeichnet. Anschließend wird beleuchtet in welchem Kontext Caffaros seine Annales 1152 dem Stadtrat Genuas präsentierte. Davon ausgehend wird untersucht welche Funktionen der Gründungsmythos für die Kommune und ihre Mitglieder hatte. |
Databáze: | OpenAIRE |
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