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«Wer die Lawinen einigemal gesehen hat, wird bald von einer so grosen Leidenschaft fur ihre Beobachtung ergriffen, das er sich an einem solchen Platze, wo er sich zu seiner Bequemlichkeit ein Feuer anmacht, gern fur einen ganzen Tag festsetzt»,1 schwarmte 1849 der aus Bremen stammende Johann Georg Kohl (1808–1878). Er war in der Hansestadt an der Weser Stadtbibliothekar, doch seine Liebe gehorte dem Reisen, und weite Fahrten fuhrten ihn durch Europa. Kohl war ein sehr genauer Beobachter der Natur, und er beschrieb die Phanomene, die ihm unterwegs auffielen, detailliert in seinen Berichten. Im dritten Band seiner «Naturansichten aus den Alpen» berichtete er erstmals mit wissenschaftlicher Akribie uber «Die Schneedecke in den Alpen» und schilderte die «zahlreichen Schneeschichten, bei deren Durchgrabung man die bestandigen Wechsel der Nacht- und Tagestemperatur, sowie die verschiedenen wochentlichen oder monatlichen Wetterveranderungen ebenso erkennen kann, wie in der Schichtung der Erdrinde die verschiedenen Perioden der urzeitlichen Zustande».2 Der Bremer mus die Alpen nicht nur durchwandert, sondern sich so manche Unterbrechung gegonnt haben, um spezielle Beobachtungen oder Untersuchungen durchzufuhren. Seine Erkenntnisse uber den Schnee stellte er sogar in Zusammenhang mit der Lawinenbildung, indem er nach der Unterscheidung verschiedener Schneesorten schrieb: «Wir werden weiter unten sehen, das es wichtig ist, diesen Unterschied aufzufassen, um die Entstehung verschiedener Arten von Lawinen zu begreifen.» Kohl gab sogar erste Hinweise zur praktischen Lawinenbeobachtung, dennoch wurden seine Arbeiten kaum beachtet. Von einem groseren Publikum gelesen wurde seinerzeit hingegen Friedrich von Tschudis 1853 verfastes «Tierlebender Alpenwelt», dem der Autor ein Kapitel uber Lawinen beigefugt hatte. |