Ärztliche Erfahrungen in der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen im Krankenhaus jenseits der Palliativmedizin
Autor: | G Leithäuser, P Thuss-Patience, A Behzadi, A Hermann |
---|---|
Rok vydání: | 2014 |
Zdroj: | Zeitschrift für Palliativmedizin. 15 |
ISSN: | 1615-293X 1615-2921 |
DOI: | 10.1055/s-0034-1374255 |
Popis: | Das Krankenhaus ist mit ca. 50% Sterbeort Nummer Eins in Deutschland. Damit ist die Versorgung Schwerstkranker und Sterbender neben der Akutversorgung eine zentrale Anforderung an Arzte aller Fachdisziplinen. Mit einem qualitativen Studiendesign wurden die Erfahrungen von Stationsarzten in der Versorgung dieser Patientengruppe sowie die Ressourcen dafur an ihrem Arbeitsplatz untersucht. Experteninterviews mit 30 Arzten aus 13 medizinischen Fachdisziplinen aus zwei Krankenhausern mit Maximalversorgung und Ressourcenanalysen bilden die Datengrundlage. Arzte im Krankenhaus erleben eine enorme Diskrepanz zwischen Anspruchen an eine wurdevolle Behandlung Schwerstkranker und Sterbender und ihrem klinischen Alltag. Strukturelle Unzulanglichkeiten wie fehlende Einarbeitung und Fall- und Teambesprechungen, Personalmangel sowie ein sparlich integriertes Angebot psychosozialer Hilfen werden durch individuelles Engagement ausgeglichen. Entscheidungen bzgl. Therapieruckzug oder -beendigung sind ethische Herausforderungen, auf die Assistenzarzte kaum vorbereitet sind. Entscheidungsfindungen werden als personenabhangig und stark hierarchisch erlebt. Die Frage des Wann des Sterbens stellt sich im Stationsalltag vor das Wie des Sterbens. Palliative Care Aspekte der Lebensqualitat und Symptomlinderung sind erst spat im Fokus der Behandlung. Hier wird v.a. die Pflege als kompetent und verantwortlich erlebt. Selbst wenn auf palliativmedizinisches Wissen zuruckgegriffen werden kann, wird die Umsetzungsmoglichkeit vor dem Hintergrund von verkurzten Verweildauern und fehlender Anerkennung als begrenzt beschrieben. Die Ergebnisse zeigen: a) Gesellschaftlich ungeklarte ethische Fragen mussen in der klinischen Praxis taglich beantwortet werden. Dieser Fakt wird bisher strukturell wenig anerkannt und unterstutzt. b) Dies geschieht vor dem Hintergrund einer zunehmenden Okonomisierung. c) Das Krankenhaus muss als Lernort verstanden werden, in dem Chef- und Oberarzte als Mentoren gefragt sind. |
Databáze: | OpenAIRE |
Externí odkaz: |