Christlich-soziale Gewerkschafter im DGB

Autor: Rudolf Uertz
Rok vydání: 2009
Zdroj: Historisch-Politische Mitteilungen. 16:179-194
ISSN: 2194-4040
0943-691X
DOI: 10.7788/hpm.2009.16.1.179
Popis: Zusammen mit der Entscheidung fur die freiheitlich-demokratische Ordnung des Grundgesetzes und fur die Soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsund Sozialordnung zahlt die Grundung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am 13. Oktober 1949 in Munchen als Einheitsgewerkschaft zu den wichtigsten Grundlagen der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland und des Aufstiegs Deutschlands unter die fuhrenden Wirtschaftsnationen. Als stabilisierender, befriedender und zugleich innovativer Effekt erwies sich der Zusammenschluss der vor 1933 bestehenden Richtungsgewerkschaften, d. h. des sozialdemokratischen Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), des christlich orientierten Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der sozialliberalen Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine zur Einheitsgewerkschaft DGB.1 Auf der Grundlage des Industrieverbandsprinzips – „ein Betrieb – eine Gewerkschaft“ – sollte die fruhere Spaltung uberwunden werden. Dennoch etablierten sich neben dem DGB als Dachverband von zunachst 16 (heute acht) Einzelgewerkschaften die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG), der zahlenmasig schwache Deutsche Handelsund Industrieangestellten-Verband sowie der mitgliederstarke Deutsche Beamtenbund (DBB); spater kam der Christliche Gewerkschaftsbund (CGB) hinzu. Zweifellos stellt der DGB zusammen mit den Einzelgewerkschaften als mitgliederstarkes Organisationsgeflecht eine machtvolle Bewegung dar. Aber bezuglich der Interessenvertretung der Arbeitnehmer gegenuber den Arbeitgebern und den parteipolitischen und staatlich-administrativen Lenkungsund Entscheidungstragern ergeben sich fur die Gewerkschaftsbewegung eine Vielzahl von Problemen und Konfliktfeldern. Der relativen Einheitlichkeit und der arbeitsund gesellschaftspolitischen Kraft des DGB als Dachverband steht innergewerkschaftlich der Umstand entgegen, dass sich zwischen der sozialdemokratischen Mehrheit und dem Minderheitsflugel der Christdemokraten immer wieder Reibungsflachen ergeben.
Databáze: OpenAIRE