Retrospektive Erfassung von ADHS-Symptomen in der Kindheit

Autor: M. Heinzel-Gutenbrunner, K. Becker, F. Wolf
Rok vydání: 2017
Předmět:
Zdroj: Der Nervenarzt. 89:327-334
ISSN: 1433-0407
0028-2804
DOI: 10.1007/s00115-017-0321-3
Popis: Zur retrospektiven Erfassung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitatsstorung(ADHS)-Symptomen in der Kindheit wird die Wender Utah Rating Scale (WURS) empfohlen. Die vorliegende Studie untersucht daher die Validitat der WURS und ihrer Kurzformen (WURS-25, WURS-k, WURS-15-G, IDA-Items) bei nun Erwachsenen, die in der Kindheit entweder die Diagnose ADHS oder Storung des Sozialverhaltens (SSV) erhalten hatten. Von 317 angeschriebenen ehemaligen Patienten der Klinik fur Kinder- und Jugendpsychiatrie nahmen 20 Erwachsene mit fruherer Diagnose ADHS (20 mannlich, Durchschnittsalter: 27,3 Jahre) und 20 mit fruherer Diagnose SSV (bei gleichzeitigem Ausschluss ADHS; 15 mannlich, Durchschnittsalter: 33,5 Jahre) an der Nachuntersuchung teil. Neben der WURS wurden der soziookonomische Status, aktuelle ADHS-Symptome und weitere anamnestische Angaben erhoben. Die statistische Auswertung der WURS-Summenscores erfolgte mittels SPSS Statistics. Die 5 IDA-Items zeigten sich zur retrospektiven Erfassung von ADHS-Symptomen in der Kindheit besser geeignet als die WURS inkl. deren Kurzformen. Nur die IDA-Items trennten signifikant (p = 0,001) zwischen ehemaligen Patienten mit fruherer ADHS-Diagnose und ehemaligen Patienten mit der fruheren SSV-Diagnose. Die Spezifitat betrug allerdings nur 40 % (Cut-off-Wert = 10; Sensitivitat = 90 %). Insbesondere beim Vorliegen einer SSV in der Kindheit ist die Validitat der WURS und ihrer Kurzformen eingeschrankt. Wie in den Leitlinien dargestellt, sollten hier standardisierte Untersuchungsinstrumente zur retrospektiven Erfassung von ADHS-Symptomen in der Kindheit durch fremdanamnestische Angaben (z. B. der Eltern) oder durch Einblick in Schulzeugnisse erganzt werden.
Databáze: OpenAIRE