Motive und Auswirkungen der neuen IPO-Richtlinie von Goldman Sachs

Autor: Andreas Schütz, Anette von Ahsen, Dirk Schiereck, Fatemeh Zare
Rok vydání: 2022
Zdroj: Die Unternehmung. 76:223-240
ISSN: 0042-059X
Popis: Anfang des Jahres 2020 gab David Solomon als CEO der Investmentbank Goldman Sachs bekannt, sein Institut werde beginnend am 01.07.2020 in den USA und Europa nur noch IPOs von Unternehmen mandatieren, die in ihrem Aufsichtsrat mindestens eine Frau oder eine Person nicht-weißer Hautfarbe aufweisen. Diese Richtlinie soll zum Jahr 2021 auf mindestens zwei Personen verschärft werden, der Fokus soll dabei auf der vermehrten Repräsentation von Frauen liegen. Unsere Analyse hinterfragt die Motive und die Auswirkungen dieser neuen Richtlinie. Dabei zeigt sich zunächst, dass die Verabschiedung dieser Richtlinie wohl vor allem auf eine Verbesserung der eigenen Unternehmensreputation abzielt. Für einen direkten positiven Zusammenhang zwischen der geschlechterspezifischen Aufsichtsratszusammensetzung und der finanziellen Performance eines Unternehmens gibt es in der Literatur keine stabilen Nachweise. Eine Untersuchung von 386 IPOs, die von Goldman Sachs zwischen 2014 und Mai 2020 in Europa und den USA begleitetet wurden, belegt, dass die Richtlinie nicht einen bereits erreichten Status Quo abbildet, sondern große Auswirkungen mit sich bringt. 24 % der mandatierten Unternehmen hatten zum Zeitpunkt ihres Börsengangs keine Frau in ihrem Aufsichtsrat, weitere 37 % genau eine. Somit hätten 61 % aller IPOs im Untersuchungszeitraum nach der vorgesehenen Verschärfung der Richtlinie zum Jahr 2021 nach dem Genderkriterium nicht von Goldman Sachs mandatiert werden dürfen. Diese Börsengänge stehen für 47 % des von allen untersuchten IPOs platzierten Emissionsvolumens.
Databáze: OpenAIRE