Zur Biologie, Taxonomie und Chronologie der Conodonten

Autor: Willi Ziegler, Karsten Weddige
Rok vydání: 1999
Předmět:
Zdroj: Paläontologische Zeitschrift. 73:1-38
ISSN: 1867-6812
0031-0220
Popis: Zum Thema Conodontentier wird zunachst der aktuelle Kenntnisstand kritisch referiert. Die Weichteile, die die bisherigen Conodontentier-Funde dokumentieren, wurden von den britischen Entdeckern allesamt als Merkmale von Craniota (Vertebrata) interpretiert. Dennoch bleiben die Meinungen uber die genauen Affinitaten kontrovers: Die angebliche Chorda konnte ein Darm gewesen sein, Bilateral-Symmetrie, Myomerie, apatitische Biomineralisation kommen auch bei Invertebrata vor, Schwanzflossen auch bei Chaetognatha. Selbst die als sensorische Organe gedeuteten Loben in der Kopfregion konnen als Hilfsorgane bei der Nahrungsaufnahme gedient haben. So gesehen reduzieren sich die sensationellen Funde auf den Hauptbefund, das das Conodontentier einen aalformigen Korper besas, an dessen stumpferem Ende hinter merkwurdigen Loben sich die mineralisierten Conodonten-Elemente befanden. Eine Protochordaten-Verwandtschaft ist also weiterhin nicht auszuschliesen. Als mogliche Vertebrata ist eine systematische Stellung allenfalls unterhalb der Ostracodermata wahrscheinlich, vor allem aufgrund des fruheren Auftretens der Conodonten im Kambrium. Im zweiten Teil werden die Conodonten in ihrer Eigenschaft als Leitfossilien diskutiert. Fur eine hochauflosende, hervorragend anwendbare Stratigraphie ist eine umfassende, empirisch gewachsene Taxonomie der Einzelelemente verantwortlich. Demgegenuber hat sich eine Multielement-Taxonomie, soweit sie sich nicht auf Funde naturlicher Elemente-Gruppen berufen kann, sondern auf vermutete, meistens statistisch begrundete Rekonstruktionen, als problematisch erwiesen. Taxonomische und nomenklatorische Operationen aufgrund der vermuteten Multielement-Zusammensetzung konnen zu schwierigen Auswirkungen auf die Nomenklatur und Stratigraphie der Plattform-Elemente fuhren. Am Beispiel des Devons kann gezeigt werden, das gerade die Plattform-Elemente, deren FormArten und deren Phylogenie weitestgehend bekannt sind, fur die stratigraphische Anwendung vor allem im pelagischen Bereich eine fast luckenlose Standard-Zonen-Gliederung verfugbar gemacht haben. Vom pelagischen Bereich, aus der die Standard-Zonengliederung stammt, gibt es aber bis hin zur Kuste weitere unterschiedliche Conodonten-Biofazies, so das Conodonten nicht nur die zeitliche, sondern auch die bathymetrische Einstufung der Fundschichten erlauben. Dazu sind neben der Standard-Zonierung alternative Conodonten-Zonierungen vor allem fur die Flachwasser-Fazies eingefuhrt worden. Wegen ihrer vorrangigen stratigraphischen Bedeutung im Devon wurden Conodonten von internationalen Gremien seit 1973 herangezogen, um Serien- und Stufen-Grenzen neu zu definieren. Hierbei hat man besonders solche Grenz-Arten ausgewahlt, deren jeweilige phylogenetische Linie bekannt ist, so das der Entstehungszeitpunkt zuverlassig eingrenzbar und weltweit wiedererkennbar ist. Die GSSPs (Global Stratotype Section and Point) werden im einzelnen dargestellt. Neuerdings wird versucht, aufgrund der gut bekannten Evolutionsraten und der hohen zeitlichen Auflosung die Dauer der Conodonten-Zonen zu kalibrieren und zu proportionieren. Diese Analysen mussen jedoch methodisch noch weiterentwickelt werden, um schlieslich die Absolutzeit-Verhaltnisse der Conodonten-Zonen erkennbar werden zu lassen. Zur Zeit jedenfalls gilt weiterhin die auf phyletischer Kontrolle beruhende Standard-Conodonten-Zonierung als die masgebliche stratigraphische Methode im Devon, die mit den GSSPs wertvolle Fixpunkte fur eine globale Zeitskala liefert. Die Kombination mit zusatzlichen stratigraphischen Methoden last auf Verfeinerungen hoffen.
Databáze: OpenAIRE