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Streiks in der Luftfahrt und bei der Deutschen Bahn haben in jüngster Vergangenheit zu großem Unmut in der Bevölkerung geführt. Denn Streiks in diesen Verkehrsunternehmen der Daseinsvorsorge betreffen nicht nur die bestreikten Unternehmen selbst, sondern große Teile der Gesellschaft. In einer aktuellen Forschungsstudie haben wir die negativen Auswirkungen von Streiks im öffentlichen Nahverkehr für die Bevölkerung untersucht. Dafür haben wir detaillierte Daten über 77 Streiks im Nahverkehr in den fünf größten deutschen Städten – Berlin, München, Hamburg, Köln, Frankfurt – in den Jahren 2002 bis 2011 gesammelt. Die Hauptergebnisse sind: Das Verkehrsaufkommen nimmt an Streiktagen im morgendlichen Verkehr um 6 % zu. Dadurch steigt das Stauvolumen an und die Pendler verbringen 11% mehr Zeit auf den Straßen auf ihrem Weg zur Arbeit. Hochgerechnet verlieren Auto-Pendler an einem Streikmorgen in jeder Stadt 26.289 Stunden. Verkehrsunfälle häufen sich durch das erhöhte Verkehrskommen während der morgendlichen Stoßzeiten um 20%. Umweltschäden zeigen sich unter anderem an erhöhter Feinstaubbelastung, welche morgens an Streiktagen um 26% höher liegt als an normalen Tagen. Diese erhöhte Schadstoffbelastung der Luft führt bereits kurzfristig zu Gesundheitsproblemen. Anhand von Krankenhausstatistiken sehen wir, dass an Streiktagen häufiger Atemwegsprobleme, vor allem bei kleinen Kindern, diagnostiziert werden. Insgesamt haben Streiks im öffentlichen Nahverkehr weitreichende Folgen für die Allgemeinheit, in Form von erhöhtem Verkehrsaufkommen, mehr Unfällen, höherer Umweltbelastung bis hin zu gesundheitlichen Problemen. Die Kosten von Streiks im öffentlichen Nahverkehr für die Allgemeinheit übersteigen die Kosten der bestreikten Unternehmen allein durch die Effekte, die wir in dieser Studie messen, um ein Vielfaches. |