Versorgungsforschung im Strafvollzug

Autor: Stiel, Stephanie, Heyl, Lia
Zdroj: ZFA - Zeitschrift fur Allgemeinmedizin; 20240101, Issue: Preprints p1-6, 6p
Abstrakt: Hintergrund: Allgemeinmedizinische Versorgungsforschung im Strafvollzug ist insbesondere aufgrund der Vulnerabilität und der starken Abhängigkeit der zu versorgenden Inhaftierten von hoher Relevanz. Gleichzeitig unterliegt sie speziellen Regularien, die sich deutlich von denen der Forschung im öffentlichen Gesundheitssystem unterscheiden. Diese Arbeit zeigt auf, mit welchen Herausforderungen Versorgungsforschung im Strafvollzug verbunden ist, und liefert Lösungsansätze für die praktische Umsetzung. Methoden: Im November 2023 wurde ein Fokusgruppeninterview mit 5 Expert:innen aus Praxis und Wissenschaft mit Erfahrung im Bereich Versorgungsforschung im Strafvollzug durchgeführt. Das Interview wurde mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Ergebnisse: Die Auswertung brachte spezifische Herausforderungen für die Machbarkeit von Versorgungsforschung im Strafvollzug hervor. Eine Barriere kann in dem meist aufwendigen Feldzugang zu Anstalten bestehen. Föderalistische Regelungen und daraus resultierende Unterschiede in der Versorgungsrealität zwischen den Ländern machen bundeslandübergreifende Projekte erforderlich, gleichzeitig erhöht sich hierfür der bürokratische Aufwand. Zudem setzt die Nutzung sensibler medizinischer Daten von Inhaftierten strenge datenschutzrechtliche Prüfungen voraus. Die Motivation zur Unterstützung von Forschungsvorhaben sei dennoch sowohl bei Versorgenden in Anstalten als auch bei Inhaftierten hoch. Schlussfolgerungen: Eine gute Vernetzung mit dem Anstaltspersonal und die rechtzeitige Einbindung von Kriminologischen Diensten sind besonders relevant für das Gelingen von Versorgungsforschung im Strafvollzug. Auch der Austausch mit externen Forschenden (z. B. aus dem eigenen Themengebiet) mit Strafvollzugerfahrung erscheint ratsam.
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