Abstrakt: |
Im derzeitigen US-Diskurs zählt Mosab Hassan Yousef zu den namhaften Hamas-Kennern und Nahost-Experten. Der Artikel untersucht Yousefs Autobiografie „Son of Hamas“ (2010) erstmals unter religionswissenschaftlichen Gesichtspunkten. Denn als junger Palästinenser aus Ramallah vollzog dieser eine doppelte Konversion: Religiös wurde er vom Islam zum evangelikalen Christentum bekehrt; politisch wandte er sich von der Hamas ab und arbeitete mit dem israelischen Geheimdienst zusammen. Seine Konversionserzählung folgt dabei einer Narrativik, die darauf gerichtet ist, Authentizität in der Rolle eines geläuterten und reflektierten Christen zu erzeugen. Diese im Folgenden ostentativ zur Schau gestellte Rolle wird als Schlüssel zum Verständnis auch der anderen religionsbezogenen Themenfelder im Buch herausgearbeitet: das äußerst pejorative Islambild, Yousefs Gedanken zu religiös motivierter Gewalt, die Darstellung seines Vaters als Symbol für einen ‚guten‘ Islam sowie seine Religionisierung des Nahostkonflikts. Ferner wird die im Konversionsbericht erzeugte Authentizität genutzt, um sich als intimer, aber geläuterter Kenner der „anderen“ Seite zu profilieren. Dabei sind seine Ausführungen geprägt von orientalistischen, exotistischen und christlich-zionistischen Deutungsmustern. |