Geschlechtsspezifische Aspekte beim Lungenkarzinom

Autor: Mosleh, Berta, Gompelmann, Daniela, Sarova, Pavla
Zdroj: Zeitschrift für Pneumologie; May 2024, Vol. 21 Issue: 3 p175-181, 7p
Abstrakt: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Inzidenztrend des Lungenkarzinoms signifikant gewandelt, wobei eine Abnahme der Häufigkeit bei Männern und eine Zunahme bei Frauen zu verzeichnen sind. Dieser Wandel ist vorrangig auf veränderte Rauchgewohnheiten zurückzuführen, die durch einen Anstieg des Nikotinkonsums bei Frauen und einen rückläufigen Trend bei Männern gekennzeichnet sind. Weitere Erklärungen für die Zunahme der Inzidenz bei Frauen sind eine erhöhte Suszeptibilität für die karzinogenen Wirkungen des aktiven und passiven Zigarettenrauchens sowie die Wirkungen der Luftverschmutzung im Freien und in geschlossenen Räumen. Diese Differenzen in der Suszeptibilität könnten auf genetische, hormonelle oder metabolische Faktoren zurückzuführen sein. Während in der Vergangenheit bei Männern histologisch das Plattenepithelkarzinom dominierte, ist die Verteilung der histologischen Subtypen heute bei beiden Geschlechtern ausgeglichen, wobei das Adenokarzinom den häufigsten histologischen Subtyp darstellt. Genetische Alterationen, insbesondere EGFR(„epidermal growth factor receptor“)-, KRAS(„Kirsten rat sarcoma virus oncogene homolog“)-, BRAF(„v‑Raf murine sarcoma viral oncogene homolog B1“)-und TP53(„tumor protein p53“)-Mutationen, sind bei Frauen häufiger als bei Männern. Hinsichtlich der Therapie zeigt sich, dass Frauen auf platinbasierte Chemotherapie, Kombination von Chemo- und Immuntherapie sowie zielgerichtete Therapie besser ansprechen als Männer. Gleichzeitig treten bei Frauen allerdings auch mehr Nebenwirkungen auf. Auf eine alleinige Immuntherapie sprechen Frauen hingegen schlechter an. In früheren Krankheitsstadien haben Frauen nach Resektion und Bestrahlung eine günstigere Prognose als Männer, sodass das weibliche Geschlecht unabhängig von Stadium, Histologie und Therapieform (außer bei Monoimmuntherapie) einen positiven Prognosefaktor darstellt. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass Frauen mit einer Raucheranamnese mehr von einem CT(Computertomographie)-Screening profitieren als Männer.
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