Krebsneuerkrankungen in Pandemiezeiten

Autor: Kraywinkel, Klaus, Imhoff, Maren, Voigtländer, Sven, Stang, Andreas
Zdroj: Die Onkologie; 20230101, Issue: Preprints p1-8, 8p
Abstrakt: Hintergrund: Die Ausbreitung von COVID 19 in Deutschland hat gesundheitliche Versorgungsangebote und das individuelle Inanspruchnahmeverhalten verändert. Auch in der Krebsregistrierung kam es zu zeitweisen Einbrüchen der Meldezahlen. Fragestellung: Wie hat sich die COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 auf das Meldeaufkommen in deutschen Krebsregistern ausgewirkt? Material und Methoden: Die Autoren fassen hier die ihnen bekannten, von deutschen Krebsregistern veröffentlichten Analysen zur Inzidenzentwicklung im Jahr 2020 zusammen und ergänzen diese um eigene Auswertungen unter Verwendung des bundesweiten Datensatzes des Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) am Robert Koch-Institut. Zur internationalen Einordnung werden Ergebnisse aus nordamerikanischen und europäischen Krebsregistern herangezogen. Ergebnisse: Insbesondere im Frühjahr 2020 kam es zu deutlichen Rückgängen der registrierten Krebsneuerkrankungen gegenüber dem Vorjahr. Trotz Ausgleichseffekten in den Sommermonaten lag ihre Zahl in den Krebsregistern zum Jahresende insgesamt um 6–7 % unter den Vergleichs- bzw. Erwartungswerten. Die stärksten Rückgänge von bundesweit −13,4 % bzw. −10,6 % wurden für nichtmelanotischen Hautkrebs bzw. für Darmkrebs dokumentiert. Die Fallzahlrückgänge bei anderen ausgewählten Diagnosen waren weniger ausgeprägt. Schlussfolgerung: Mit einem Rückgang der altersstandardisierten Inzidenzrate über alle Krebsarten um −6,5 % gegenüber 2019 ist die Fallzahlentwicklung in Deutschland etwa vergleichbar mit derjenigen anderer west- und nordeuropäischer Länder. Ein pandemiebedingter Meldeverzug und die verringerte Durchführung von Früherkennungsuntersuchungen können nach aktuellem Kenntnisstand nur einen Teil der beobachteten Inzidenzrückgänge erklären.
Databáze: Supplemental Index