Abstrakt: |
In Das Tier, das ich also bin(2006) beschreibt Jacques Derrida, dass die Idee des Menschen sich auf der Grundlage von Grenzen konstruiert, die Menschen selbst entwerfen und nähren. Derrida versteht Limitrophie als Pluralisierung solcher Grenzen sowie der darin enthaltenen Lebewesen. Der vorliegende Beitrag arbeitet in mehreren Fallstudien heraus, wie sich Limitrophie in diesem Sinne in der zeitgenössischen deutschsprachigen Lyrik äußert. Dabei wird nachgewiesen, dass die Texttiere sich Vereindeutigungen entziehen, indem sie – durch ihr Handeln oder ihr Wahrgenommenwerden im Gedicht – physische, politische, symbolische oder ideologische Dichotomien verkomplizieren und infrage stellen. Demarkationslinien zwischen Menschen und Nichtmenschen werden damit zwar nicht aufgehoben, aber in ihrer Absolutheit verunsichert. |