Der „myoklonische Status epilepticus“ nach kardiopulmonaler Reanimation

Autor: Thömke, F., Marx, J., Hundsberger, T., Sauer, O., Hägele, S., Karbasivar, F., Weilemann, S.
Zdroj: Intensivmedizin und Notfallmedizin; November 2004, Vol. 41 Issue: 8 p592-597, 6p
Abstrakt: Recent data on whether improvement of critical care medicine was associated with a better outcome of comatose survivors of cardiopulmonary resusicitation, especially those with generalized myoclonus, is sparse. We performed clinical and electroencephaloprahic examination on 40 patients (18 women, aged 26 to 83 years, mean age: 58 years; 22 men, aged 20 to 79 years, mean age 53 years), who developed generalized myoclonus within 24 hours after resuscitation. Generalized myoclonus was associated with a burst-suppression EEG in 38 and with continuous generalized epileptiform discharges in 2 patients. Intravenuous phenytoin, valproate or various benzodiazepines were ineffective in most of the patients. Thirty-five patients died within the first 2 weeks. Five patients survived and remained in a permanent vegetative state. Generalized myoclonus in comatose survivors of a cardiopulmonary resuscitation are a transient, self-limited phenomenon. Patients with postanoxic myoclonus have a poor prognosis, especially when associated with a burst suppression EEG or continuous epileptiform discharges. Anticonvulsive drugs such as phenytoin, valproate or benzodiazepines are usually without any effect concerning generalized myoclonus and did not improve the poor prognosis. Previous and our own clinical and electroencephalographic findings strongly indicate that these patients died from the initial anoxic-ischemic cerebral damage rather than as a result of a “myoclonic status epilepticus”. Neuere Untersuchungen zur Frage, ob die verbesserten intensivmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten zu einer besseren Prognose von komatösen Überlebende einer kardiopulmonalen Reanimation mit generalisierten Myoklonien geführt haben, liegen unseres Wissens nicht vor. Beziehungen der generalisierten postanoxischen Myoklonien zum konvulsiven Status epilepticus wurden in der Vergangenheit wiederholt angenommen, teils auch kontrovers diskutiert. Wir untersuchten klinisch und elektroenzephalographisch 40 komatöse Überlebende einer kardiopulmonalen Reanimation (18 Frauen, Alter: 26–83 Jahre, mittleres Alter: 58 Jahre; 22 Männer, Alter: 20–79 Jahre, mittleres Alter: 53 Jahre), die in den ersten 24 Stunden generalisierte Myoklonien entwickelt hatten. Die Myoklonien betrafen vor allem das Gesicht, die Oberarm- und Schultermuskulatur und das Diaphragma und konnten üblicherweise durch akustische oder taktile Reize verstärkt oder provoziert werden. Achtunddreißig Patienten hatten ein Burst-Suppression-EEG und 2 Patienten kontinuierliche generalisierte epileptiforme Entladungen. Die intravenöse Gabe von Phenytoin, Valproat oder verschiedener Benzodiazepine war meist ineffektiv. Die Myoklonien sistierten mit einer Ausnahme innerhalb von 1–3 Tagen spontan. Fünfunddreißig Patienten verstarben innerhalb von 12 Tagen, die übrigen 5 überlebten und verblieben im apallischen Syndrom. Generalisierte Myoklonien bei komatösen Überlebenden einer kardiopulmonalen Reanimation sind ein vorübergehendes, selbstlimitierendes Phänomen. Sie zeigen eine infauste Prognose an, wenn sie mit einem Burst-Suppression-EEG oder generalisierten epileptiformen Entladungen assoziiert sind. Eine umgehend eingeleitete antikonvulsive Behandlung ist meist ineffektiv und hat offenbar keinen Einfluss auf die infauste Prognose dieser Patienten. Bisherige und eigene Erfahrungen zeigen, dass Patienten mit generalisierten postanoxischen Myoklonien—im Gegensatz zum konvulsiven Status epilepticus—eine fast 100%ige Letalität haben, typischerweise keine EEG-Veränderungen wie beim konvulsiven Status zeigen, weitgehend pharmakotherapie-resistent sind, und die postanaoxischen Myoklonien wahrscheinlich im Hirnstamm generiert werden. Diese Patienten sterben wahrscheinlich an den Folgen der schweren hypoxischen Hirnschädigung und nicht an einer besonders schwer verlaufenden Form des konvulsiven Status epilepticus.
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