Eine einfache Priorisierungstabelle für das Management von Polypharmazie bei allgemeinmedizinischen Patienten — eine Pilotstudie

Autor: Enthaler, Nina, Schuler, Jochen, Johansson, Tim, Flamm, Maria
Zdroj: ZFA - Zeitschrift fur Allgemeinmedizin; October 2019, Vol. 95 Issue: 10 p394-398, 5p
Abstrakt: Hintergrund: Polypharmazie ist zu einem globalen Gesundheitsproblem ge-worden. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Maßnahmen zur Reduktion von Polypharmazie publiziert, aber bisher fehlen anwendbare Best-Practice-Modelle. Die Priorisierungstabelle ist ein Instrument zur Klassifizierung von Medikamenten nach Behandlungsintention und -wichtigkeit. Die Patienten sind da-bei eng in die Festlegung und Erreichung des individuellen Therapieziels eingebunden. Ziel dieser Studie war es, die Prio-risierungstabelle für den Einsatz in der Primärversorgung hinsichtlich der Identifizierung potenziell verzichtbarer Medikamente, der Anwendbarkeit und der Praktikabilität zu testen. Methoden: Nicht-kontrollierte Pilotstudie in allgemeinmedizinischen Pra-xen in Salzburg, Österreich mit Patienten/innen, die mindes-tens acht verschiedene Medikamente einnehmen. Jedes Medikament wurde mittels der Priorisierungstabelle hinsichtlich Behandlungsintention und Behandlungsdringlichkeit kategori-siert. Dadurch wird die Identifizierung von potenziell verzichtbaren Medikamenten erleichtert. Der Prozess erfolgt durch den/die Allgemeinmediziner/in gemeinsam mit dem Patienten/der Patientin. Der primäre Endpunkt war der Anteil der potenziell verzichtbaren Medikamente. Ergebnisse: Fünf Allgemeinmediziner/innen und 39 Patienten/innen konn-ten für die Pilotstudie gewonnen werden. 29 % (n = 140) aller Stoffe wurden als „weniger wichtig“ und „unwichtig“ einge-stuft. 13 % (n = 61) aller Substanzen wurden von den Hausärz-tinnen und Hausärzten nach Diskussion mit den Patientinnen als potenziell verzichtbar bewertet. Schlussfolgerungen: Die Priorisierungstabelle war praktikabel und ermöglichte es den Hausärzten/innen zusammen mit ihren Patienten, potenziell verzichtbare Substanzen in hohem Maße zu identifizieren. Die Effektivität hinsichtlich klinischer Endpunkte muss jedoch im Rahmen einer größeren, randomisiert-kontrollierten Studie beurteilt werden.
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