Medikolegale Aspekte der Chirurgie des primären und renalen Hyperparathyreoidismus

Autor: Weber, T., Dotzenrath, C., Trupka, A., Schabram, P., Lorenz, K., Dralle, H.
Zdroj: Der Chirurg; 20240101, Issue: Preprints p1-8, 8p
Abstrakt: Hintergrund: Chirurgische Begutachtungen von Nebenschilddrüsenoperationen zum Nachweis oder Ausschluss von Behandlungsfehlern erfolgen im Gegensatz zu Schilddrüseneingriffen nur selten. Das Ziel der Arbeit war eine Darstellung typischer Risikokonstellationen für mögliche Behandlungsfehler und die Erarbeitung von Empfehlungen, wie diese vermieden werden können. Material und Methode: Insgesamt 12 chirurgische Gutachten, die im Auftrag von 9 Schlichtungsstellen und 3 Gerichten in den Jahren 1997 bis 2020 erfolgten, wurden ausgewertet. Ergebnisse: Bestand die Indikation zur Operation eines Hyperparathyreoidismus (HPT), so stellte das Nichtauffinden eines Nebenschilddrüsenadenoms oder hyperplastischer Nebenschilddrüsen, vor allem in atypischen Lokalisationen, mehrheitlich keinen chirurgischen Behandlungsfehler dar. Unilaterale Rekurrensparesen und Nachblutungen können trotz größter Sorgfalt nicht immer vermieden werden. Bilaterale Stimmlippenparesen sind dagegen häufig durch einen konsequenten Einsatz des intraoperativen Neuromonitorings zu verhindern. Vermeidbare Fehler fanden sich vor allem in Form fehlender postoperativer Sicherungsaufklärung (therapeutische Aufklärung) über einen persistierenden HPT, einen postoperativen Hypoparathyreoidismus nach Entfernung unauffälliger Nebenschilddrüsen und nichtindizierte Hemithyreoidektomien oder Thyreoidektomien, die teils in der Annahme eines intrathyroidalen Nebenschilddrüsenadenoms durchgeführt wurden. Schlussfolgerungen: Intensivierte Kenntnisse der Pathophysiologie der Erkrankung und der Anatomie der Nebenschilddrüsen sowie die Etablierung intra- und perioperativer Standards können vermeidbare Fehler in der operativen Therapie und postoperativen Nachsorge des HPT voraussichtlich deutlich reduzieren.
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