Chirurgische Therapie des Rektumkarzinoms

Autor: Bruch, H.-P., Schwandner, O., Keller, R., Farke, S., Schiedeck, T.H.K.
Zdroj: Der Chirurg; 20031001, Vol. 74 Issue: 10 p905-914, 10p
Abstrakt: Zusammenfassung In den beiden letzten Jahrzehnten hat in der operativen Therapie des Rektumkarzinoms eine revolutionäre Entwicklung stattgefunden. Die totale mesorektale Exzision (TME) hat dazu geführt, dass eine bessere lokale Tumorkontrolle erreicht werden kann als nach konventionellen tiefen Resektionen. 85% der Rektumkarzinome werden somit ohne Kompromisse hinsichtlich der onkologischen Radikalität oder der Kontinenzleistung einer sphinktererhaltenden tiefen Resektion zugeführt. Durch die TME konnten die Lokalrezidivraten nach kurativer Rektumresektion zuverlässig auf unter 10% gesenkt werden. Wird bei der Resektion in dem Raum, der zwischen viszeraler und parietaler Beckenfaszie liegt, präparariert und das Mesorektum komplett entfernt, kommt es bei zuverlässiger Lymphadenektomie zu keiner Affektion der autonomen Innervation, somit können Kontinenz- und Sexualfunktion weitestgehend erhalten bleiben. Rektumkarzinome im mittleren und unteren Drittel bedingen eine komplette TME bis zum muskulären Beckenboden. Der Entfernung eines intakten TME-Präparats und der pathologischen Untersuchung des lateralen Resektionsrands kommen entscheidende Bedeutung zu. Eine zusätzliche pelvine Lymphadenektomie führt bei erhöhter Morbidität zu keinem weiteren Überlebensvorteil. Da eine Tumorausbreitung nach distal selten und kurzstreckig ist, genügt ein distaler Sicherheitsabstand von 1–2 cm, um kontinenzerhaltend zu resezieren, ohne eine Prognoseverschlechterung in Kauf zu nehmen. Obwohl das Konzept der TME bisher in keiner prospektiv-randomisierten Studie überprüft wurde, sind die Ergebnisse der TME überzeugend und stellen das Dissektionsprinzip der Wahl bei Rektumkarzinomen der unteren zwei Drittel dar. Der Stellenwert der kurativen laparoskopischen Chirurgie des Rektumkarzinoms kann derzeit nicht definitiv bestimmt werden, solange die Ergebnisse randomisierter Studien ausstehen. Die vorläufigen Resultate laparoskopischer Resektionen beim Rektumkarzinom sind jedoch vielversprechend.
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