Autor: |
Kretzschmar, M., Zahm, D.-M., Remmler, K., Pfeiffer, L., Victor, L., Schirmeister, W. |
Zdroj: |
Der Anaesthesist; 20030501, Vol. 52 Issue: 5 p419-426, 8p |
Abstrakt: |
Zusammenfassung: Bei einer 35-jährigen IV-Gravida, II.Para wurde nach Einleitung der Geburt eine Notsectio wegen fetaler Bradykardie erforderlich. Intraoperative Komplikationen in Form von Uterusatonie, disseminierter intravasaler Gerinnung (DIC),schwerer Blutung und Schock wurden mittels Massivtransfusion, Hysterektomie (einschließlich packing des kleinen Beckens) und Katecholaminen in hoher Dosierung behandelt.Als Ultima Ratio wurde rekombinanter Faktor VIIa zur Therapie der Gerinnungsstörung eingesetzt; die DIC besserte sich innerhalb von 24 h sowohl klinisch als auch laborchemisch.Die Patientin entwickelte nachfolgend ein Multiorgandysfunktionssyndrom mit respiratorischer Insuffizienz und akutem Nierenversagen.Trotz aller therapeutischen Bemühungen (einschließlich Organersatztherapie) verstarb die Patientin am 12.postoperativen Tag unter den Zeichen eines nicht zu beeinflussenden progredienten Multiorganversagens.Die vorliegende Befundkonstellation und das klinische Bild legen die Diagnose einer Fruchtwasserembolie (FE), einer seltenen geburtshilflichen Komplikation,nahe.Präeklampsie/Schwangerschafts-induzierte Hypertonie einschließlich HELLP-Syndrom,Anaphylaxie,Uterusruptur, Transfusionsreaktion und Lungenembolie konnten als Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden oder sind in dem beschriebenen Fall eher unwahrscheinlich.Aufgrund der Seltenheit der FE und wegen des Mangels an geeigneten Tiermodellen zur Simulation der pathophysiologischen und klinischen Situation, die im Rahmen dieses Krankheitsbilds beim Menschen beobachtet werden können, bleibt die Pathogenese unklar. Zunehmend wird die FE als das Resultat der Passage fetaler Antigene durch die mütterliche immunologische Barriere bei entsprechender Prädisposition betrachtet. Die mütterliche Immunantwort triggert dann die Freisetzung von endogenen Mediatoren, die zu dramatischen Kreislaufreaktionen führen können.Weitere Bestandteile des Fruchtwassers initiieren die DIC. Damit ist die FE eher mit einer Kombination aus septischen und anaphylaktischen Schock zu vergleichen, als mit einem embolischen Prozess. In der Literatur wird daher vorgeschlagen, dass der Begriff “Fruchtwasserembolie” durch “anaphylactoid syndrome of pregnancy” ersetzt wird. Bisher konnte die hohe Mortalität des Krankheitsbilds durch keine Therapiestrategie signifikant gesenkt werden.Nach Überleben der Initialphase besteht ein hohes Risiko für ein Multiorganversagen. |
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