Abstrakt: |
Wie im Aufsatz anhand von Fallbeispielen gezeigt wird, bietet die geläufige Bestimmung des religiösen Symbols, die von der Präsenz des Symbolisierten im Symbol und der Ähnlichkeit beider ausgeht, keine Hilfe bei der Analyse des Prozesses, wie ein Symbol im öffentlichen Raum religiöse Bedeutung erhält. Im Anschluss an John R. Searle wird anhand buddhistischer Deutungen ikonischer Symbole in Europa die Argumentation verfolgt, dass Symbole erst durch die kollektive Intentionalität von Deutungsgemeinschaften zu sozialen Tatsachen werden, deren Wirkmacht darin besteht, dass eine Gemeinschaft Interaktionen mit den ikonischen Symbolen unter normativen Erwartungen beobachtet. Gegen Theorien der „agency“ der Dinge wird vertreten, dass die Funktion der Symbole nur über sprachliche Zuschreibungen, genauer, über deklarative Sprechakte, sichergestellt wird. Aus deskriptiver Sicht muss zudem die Herstellungsabsicht berücksichtigt werden, mit der die Symbole geschaffen wurden, während religiöse Deutungen über diese oft hinweggehen. In Konflikten, die durch differente Deutungen über das Artefakt als religiöses Symbol oder als Kunstobjekt entstehen, kann nicht mit Verweis auf den „Transzendenzbezug“ des Symbols argumentiert werden. Die Herstellungsabsicht einbeziehend, sind somit die von religiöser Seite eingeforderten Achtungserweise vor dem Objekt vielmehr als Achtungserweise gegenüber der kollektiven Intentionalität der entsprechenden Deutungsgemeinschaft zu thematisieren. |