Funktions- oder Gerätediagnostik bei Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat: eine vergleichende Studie unter präventiven und rehabilitativen Gesichtspunkten

Autor: Spallek, Michael, Kuhn, Walter, Farwer, Susanne, Mark, Anke, Quarcoo, David
Zdroj: Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie; May 2010, Vol. 60 Issue: 5 p148-153, 6p
Abstrakt: Klinisch-funktionelle Prüfungen des Bewegungsapparates stellen ein wesentliches Diagnostikverfahren für eine zielgerichtete arbeitsmedizinische Vorsorge bei Wirbelsäulenbelastungen dar. Da manuelle Funktionsprüfungen sowohl ärztliche Erfahrung als auch eine gewisse Untersuchungszeit benötigen, ist die Frage von Interesse, ob auch gerätegestützte Messungen der Muskelfunktionen und -kraft als adäquate Diagnostik eingesetzt werden können. Bei 72 gesunden Auszubildenden aus der metallverarbeitenden Industrie mit einer Betriebszugehörigkeit von weniger als 2 Jahren wurden gerätegestützt (M3 diagnos+) Messungen der Maximalkraft und der Kraftausdauersituation für die Extensorengruppe und für die Flexorengruppe des Rumpfes durchgeführt. Die Messdaten wurden anschließend intraindividuell mit Ergebnissen klinisch-funktioneller Testungen verglichen, die bei der Einstellungsuntersuchung der Probanden für Wirbelsäulenstatik, Kraft- und Kraftausdauer, Beweglichkeit und koordinative Fähigkeiten erhoben worden waren (Farwer et al. 2000). Von besonderem Interesse war ein Vergleich der gerätegestützt erhobenen Daten mit den Ergebnissen der klinischen Funktionsprüfungen der speziellen Kraftausdauer der Rücken- und Bauchmuskulatur. Nur eine der insgesamt elf Korrelationsprüfungen zeigte einen möglichen Zusammenhang zwischen der gerätegestützten Messung der isometrischen Maximalkraft der Rückenmuskulatur und der funktionellen Bestimmung der speziellen Kraftausdauer. Weder bei der Prüfung der Rücken-noch bei der Bauchmuskulatur war ein sicherer Zusammenhang zwischen den isometrischen bzw. den dynamischen M3-Ergebnissen und der allgemeinen Kraftausdauerleistung nachweisbar. Kein Gerätetest korrelierte überzeugend mit den Resultaten der klinischen Koordinationsprüfungen. Eine Objektivierung klinisch-funktioneller Untersuchungsparameter am Bewegungsapparat war mit Hilfe der angewendeten gerätegestützten Diagnostik nicht möglich. Auch frühzeitig auftretende Koordinations-oder Propriozeptions-störungen konnten nicht erfasst werden; jedoch erfolgte eine zuverlässige Beurteilung der momentanen muskulären Leistungsfähigkeit. Während Funktionsteste gut geeignet sind, ein individuelles Risiko abzuschätzen, kurzfristig an Rückenschmerzen zu erkranken, scheint dies mit gerätegestützten Messungen nicht möglich. Funktionelle Testungen haben damit eher unter präventiven Gesichtspunkten Vorteile gegenüber einer gerätegestützten Diagnostik die bei rehabilitativen Fragestellungen hilfreich ist. Functional tests of the locomotor system are an important diagnostic method and also helpful in occupational prevention activities according to the spine. To perform such tests, the physician has to be experienced and needs time for the examination, too. So far, it’s questionable whether functional tests can be verified by using technical devices for muscular strength and if these technical devices can also be used as an adequate diagnostic method. 72 healthy trainees from the metal-industry, which were employed not longer than 2 years, have been tested with the M3 diagnos+-system (Fa. Schnell) for measurements of the maximum power and the strength endurance of the flexor and extensor muscles of the trunk. The data were compared intraindividually with results of functional tests of the locomotor system from the medical check before employment. Data from these tests were available for the spine function and mobility, maximum muscular power and strength endurance and coordination (Farwer et al. 2000). In detail, an association between functional tests of the power endurance of the abdomen and back muscles and the corresponding technical measurements has been of specific interest. Only 1 out of 11 correlation tests could be identified for a possible but not significant association between technical measurements of the isometric maximum power of the back muscles and corresponding functional test results of these muscles. Nor the considering for results of abdomen muscle testing neither for back muscle testing was able to establish an association between isometric or dynamic M3 diagnos+ datas and individual strength endurance. No technical test showed any association with the functional tests for the coordination. A technical measurement system can’t be used to verify or objectivize functional tests of the locomotor system. The technical tests have advantages for the determination of the individual muscular efficiency, but not for a testing of coordinative patterns. Functional test results are helpful in estimating an individual risk for low back pain in contrast to tests with technical devices which can be helpful under rehabilitation aspects.
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