Abstrakt: |
Aus Anlass des 150. Geburtstags von Sigmund Freud untersuchte der Autor in einem Festvortrag in der Universität München den Standort der Psychoanalyse in der gegenwärtigen Kultur und Gesellschaft. Auf der Basis von Das Unbehagen in der Kulturund der Beobachtungen Bions in Gruppen sieht er den Einzelnen in einem Spannungsfeld zwischen individuellem und kulturellem Über-Ich. Unbehagen entspringt daraus, dass die Entwicklung des Einzelnen mit den Fortschritten der Kultur nicht Schritt hält. Hinzu kommen die Verheißungen von Glück und Allmacht, die die Kultur an die Stelle Gottes gerückt hat, und die im Alltag enttäuscht werden. Die Psychoanalyse ist an der Entwicklung des Unbehagens nicht unbeteiligt. Sie strebt nach gesellschaftlicher Anerkennung und steht dadurch in Gefahr, das Unbewusste als ihr Zentrum aufs Spiel zu setzen. Ob sie überleben wird, hängt davon ab, ob es ihr gelingt, aus einer Randposition heraus hilfreich für den Einzelnen und die Gesellschaft zu sein.Aus Anlass des 150. Geburtstags von Sigmund Freud untersuchte der Autor in einem Festvortrag in der Universität München den Standort der Psychoanalyse in der gegenwärtigen Kultur und Gesellschaft. Auf der Basis von Das Unbehagen in der Kulturund der Beobachtungen Bions in Gruppen sieht er den Einzelnen in einem Spannungsfeld zwischen individuellem und kulturellem Über-Ich. Unbehagen entspringt daraus, dass die Entwicklung des Einzelnen mit den Fortschritten der Kultur nicht Schritt hält. Hinzu kommen die Verheißungen von Glück und Allmacht, die die Kultur an die Stelle Gottes gerückt hat, und die im Alltag enttäuscht werden. Die Psychoanalyse ist an der Entwicklung des Unbehagens nicht unbeteiligt. Sie strebt nach gesellschaftlicher Anerkennung und steht dadurch in Gefahr, das Unbewusste als ihr Zentrum aufs Spiel zu setzen. Ob sie überleben wird, hängt davon ab, ob es ihr gelingt, aus einer Randposition heraus hilfreich für den Einzelnen und die Gesellschaft zu sein. |