Die Politisierung der Stadtplanung: die performative Rolle von Planungsinstrumenten in Konfliktzonen am Beispiel Jerusalem

Autor: Van Gielle Ruppe, Peter, Helbrecht, Ilse, Dirksmeier, Peter
Zdroj: Raumforschung und Raumordnung; October 2012, Vol. 70 Issue: 5 p411-424, 14p
Abstrakt: Die politische Instrumentalisierung der Stadtplanung ist ein in der gegenwärtigen Planungswissenschaft nur wenig beachtetes Feld. Die Vorstellung einer Stadtplanung als unvoreingenommenes und rationales Instrument der Verwaltung zum räumlichen Ausgleich und zur Verbesserung von Lebensbedingungen wird in jüngster Zeit zunehmend durch kritische Positionen in Bezug auf die gesellschaftliche Rolle der Stadtplanung, ihre Kontextgebundenheit, ihre Legitimation, ihren Auftrag und damit auch ihren Bezügen zu privaten Interessen und politischer ebenso wie ökonomischer Macht ergänzt. Jerusalem als Hauptstadt Israels kann als ein prototypisches Beispiel für die politische Instrumentalisierung der Stadtplanung dienen. Der Beitrag nimmt eine skalare Betrachtung der politischen Folgen stadtplanerischen Handelns in Jerusalem vor und analysiert die wechselseitigen Relationen zwischen lokalen, nationalen und geostrategischen Interessen und Interventionen, die in den Praxen der relevanten Akteure ihren Ausdruck finden. Der Aufsatz kommt auf der Grundlage postkolonialer Geographien und performanztheoretischer Ansätze zu dem Ergebnis, dass die Jerusalemer Stadtplanung als politisches Instrument einen bedeutenden Anteil an der zu beobachtenden performativen Implementierung geographischer Imaginationen von Jerusalem als vereinigte Hauptstadt des Staates Israel und Symbol der jüdischen Nation aufweist. Damit fungiert die Jerusalemer Stadtplanung als ein aktiver Agent der Durchsetzung hegemonialer politischer Interessen, die weit über den lokalräumlichen Kontext (Ost) Jerusalems hinausgehen.
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