Schlauchmagenbildung in der Behandlung der morbiden Adipositas

Autor: Buesing, M., Utech, M., Halter, J., Riege, R., Saada, G., Knapp, A.
Zdroj: Der Chirurg; 20240101, Issue: Preprints p1-9, 9p
Abstrakt: Zusammenfassung: Hintergrund: Die chirurgische Therapie der morbiden Adipositas gewinnt auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Neben Standardoperationen wie der RNY-Bypass-Anlage steht mit der Schlauchmagenbildung (Sleeve-Gastrektomie) ein noch relativ neues Verfahren zur Verfügung, dessen Effekt überwiegend auf die Magenverkleinerung (Restriktion) zurückgeführt wird, daneben scheinen aber neurohumorale und vermutlich noch weitere unbekannte Faktoren von Bedeutung zu sein. Die bisherigen Ergebnisse der Schlauchmagenbildung sind vielversprechend, müssen sich aber hinsichtlich Komplikationsraten, Gewichtsreduktion und der konsekutiven Rückbildung adipositasassoziierter Begleiterkrankungen mit etablierten Verfahren, insbesondere dem RNY-Bypass, messen lassen. Patienten und Methoden: Zwischen 05/08–11/09 erfolgte bei 200 Patienten (136 Frauen, 64 Männer) mit einer Adipositas II–III eine Schlauchmagenbildung als operatives Primärverfahren. Das Patientenalter lag im Mittel bei 43 Jahren (21–72 Jahre), der BMI bei 47,9 kg/m2 (35,5–75,3 kg/m2). Bei 70 Patienten (35%) bestand eine diabetische Stoffwechsellage, bei 96 Patienten (48%) eine arterielle Hypertonie. In 14 Fällen wurde der Eingriff transvaginal assistiert (Hybrid-NOTES) geplant. Ergebnisse: Die intendierte laparoskopische Sleeve-Gastrektomie war in allen Fällen möglich. Postoperative Komplikationen ergaben sich bei 3 Patienten (1,5%) in Form von Leckagen der Nahtreihe in 2 Fällen (1%) und in einem Fall mit einer Nachblutung aus der Bauchdecke und nachfolgender Lungenembolie (0,5%). Die genannten Komplikationen verliefen in 2 Fällen (1%) tödlich. Der durchschnittliche stationäre Aufenthalt bei den 197 Patienten ohne Komplikationen lag bei 3,5 Tagen (2–9 Tage). Die transvaginale Technik erlaubte die Reduzierung der erforderlichen Bauchdeckentrokare um 1–2, in allen Fällen konnte das Magenresektat transvaginal geborgen werden. Komplikationen ergaben sich von Seiten des vaginalen Zugangs nicht. Bereits nach einem Beobachtungszeitraum von 3 Monaten konnten von 70 Diabetikern 45 Patienten (64%) ihre Diabetesmedikation komplett einstellen, der Bedarf an Antihypertensiva reduzierte sich ebenfalls. Die bisher erreichte Gewichtsreduktion nach 3, 6 und 12 Monaten ergibt durchschnittliche Werte von 27,3%, 41% bzw. 58% (EWL). Schlussfolgerung: Die Schlauchmagenbildung scheint ein effektives und sicheres chirurgisches Verfahren zur Therapie der morbiden Adipositas zu sein. Innerhalb des ersten Jahres nach der Operation kommt es zu einer sehr raschen Gewichtsreduktion, adipositasassoziierte Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus und arterielle Hypertonie bilden sich zurück. Die transvaginale Hybrid-NOTES-Technik ist bereits jetzt durchführbar, erfordert allerdings bislang weitere Zugänge im Bereich der Bauchdecke. Die Langzeitergebnisse im Hinblick auf eine anhaltende Gewichtsreduktion und adipositasassoziierter Begleiterkrankungen bleiben abzuwarten. Die bisherigen Ergebnisse sind damit denen des RNY-Bypass vergleichbar.
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