Abstrakt: |
Es wird über das Vorkommen besonderer, bisher noch nicht beschriebener Randpapillen an der Zunge von Omnivoren und Carnivoren (Schwein, Fleischfresser und verwandter Säugetiere) berichtet. Der Beginn ihrer sichtbaren Entwicklung fällt in die letzten Fetalwochen. Sie sind gewöhnlich bei der Geburt am besten ausgebildet, behalten diesen Ausbildungsgard während der ersten postnatalen Lebenswochen bei und bilden sich gegen Ende der Säugezeit vollkommen zurück. Die besonderen zungenrandpapillen können beim lebenden Tier nicht oder nur schwer, an der herauspräparierten Zungen bei Unterwasserbetrachtung gut erkannt werden. Sie zeigen eine für jede Tierart charakteristische Form und Anordnung und sind wesentlich höher als die anderen Papillen im Bereich des apikalen Zungendrittels. Sie erreichen beim Schwein Höchstwerte von 6,0 mm und bedecken in dichten Büscheln den gefalteten Rand des vorderen Zungendrittels mit Ausnahme ihres apikalsten Teiles. Beim Fleischfresser werden die Randpapillen 3,0 (Hund) bzw. 1,0 mm (Katze) hoch und sind gewöhnlich in 3 Reihen angeordnet. Bei ihnen trägt auch die Apex linguae im engsten Sinne eine Reihe feiner Randpapillen. Ihr histologischer Aufbau gleicht annähernd dem der übrigen, mechanisch wirkenden Papillen, ihr Epithel ist aber nicht verhornt. Die besonderen Zungenrandpapillen wurden auch bei Wildschwein, Rotfuchs, Leopard und beim syrischen Braunbären festgestellt (s. S. 363). Bei Pferd, Rind, Schaf, Ziege, Reh, Kaninchen und Maus konnten diese Papillen nicht ermittelt werden. Es ist anzunehmen, daß sämtliche nahen Verwandten der Omnivoren und Carnivoren diese Zungenrandpapillen besitzen. Der Beginn ihrer Entstehung, die Periode ihrer konstanten, besten Ausbildung und der Zeitpunkt ihrer Rückbildung weisen auf eine bestimmte Beziehung zum Saugakt hin. Die Bezeichnung der besonderen Randpapillen als “Saugpapillen” erscheint deshalb nicht abwegig, jedoch sind zur einwandfreien Klärung ihrer Funktion noch eingehende physiologische Studien am lebenden Tier nötig. |