Interventionelle Notfallembolisation bei schweren Beckenfrakturen mit arterieller Blutung

Autor: Westhoff, J., Laurer, H., Wutzler, S., Wyen, H., Mack, M., Maier, B., Marzi, I.
Zdroj: Der Unfallchirurg; 20240101, Issue: Preprints p1-8, 8p
Abstrakt: Zusammenfassung: Zielsetzung: Vorstellung eigener Erfahrungen und Ergebnisse eines frühklinischen Behandlungsalgorithmus unter Integration der Notfallembolisation (TAE) bei instabilen Beckenfrakturen mit arterieller Blutung. Methodik: Retrospektive Untersuchung einer konsekutiven Patientenserie der Jahre 04/2002-12/2006 an einem Level-1-Traumacenter. Die Daten der Online-Schockraumdokumentation (Traumawatch®) bei Patienten mit Beckenfraktur und einer im Multislice-Computertomographie (MSCT) nachgewiesenen arteriellen Blutung wurden auf folgende Parameter hin untersucht: demographische Daten, Unfallmechanismus, Frakturklassifikation nach Tile/AO und Verletzungsschwere Becken nach „Abbreviated Injury Score“ (AIS), Begleitverletzungen mit Erhebung der Gesamtverletzungsschwere nach „Injury Severety Score“ (ISS), physiologische Aufnahmeparameter (Kreislaufparameter und initialer Hb-Wert) sowie Transfusionsbedarf während der Schockraumversorgung, Zeit bis zur Embolisation, Dauer der Embolisation und identifizierte Blutungsquelle. Ergebnisse: Von insgesamt 162 Schockraumpatienten mit instabiler Beckenfraktur wurde bei 21 Patienten eine arterielle Blutung durch Kontrastmittelextravasation im MSCT nachgewiesen. 12 Patienten waren männlich und 9 weiblich, das Durchschnittsalter lag bei 45 (17–80) Jahre. Als Unfallmechanismus lagen ausschließlich Hochrasanztraumen vor. Es handelte sich zu 33% um Becken-B-Verletzungen und 67% um Typ-C-Verletzungen mit einem durchschnittlichen AISBecken von 4,4 Punkte (3-5) und einer Gesamtverletzungsschwere anhand des ISS von 37 Punkte (21–66). Bei Aufnahme lag bei 47,6% eine Kreislaufinstabilität vor mit einem durchschnittlichen Hb-Wert von 7,8 (3,2–12,4) g/dl und einem durchschnittlichen Transfusionsbedarf von 6 (4–13) Erythrozytenkonzentraten während der Stabilisierungsphase. Die Zeit von Eintreffen im Schockraum bis zur Durchführung der TAE betrug im Mittel 62 (25–115) min mit einer Durchführungsdauer der TAE von 25 (15–67) min. Als Blutungsquelle wurden ausschließlich Äste der A. iliaca interna identifiziert. Die primäre Erfolgsrate der TAE betrug >90%. Schlussfolgerung: Die interventionelle Notfallembolisation (TAE) stellt sowohl ein effektives als auch schnelles Verfahren zur Blutstillung bei einer im MSCT nachgewiesenen arteriellen Blutung bei Schockraumpatienten mit stabilen oder stabilisierbaren Kreislaufverhältnissen und Beckenfrakturen dar. Bei gesicherter 24-h-Bereitschaft durch die Radiologie und effizienter Infrastruktur kann diese zeitnah nach Klinikaufnahme durchgeführt werden und sollte somit in das frühklinische Behandlungsprotokoll integriert werden.
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