„Das Hoffen lernen": Ernst Blochs materialistische Hermeneutik des leidenden Subjekts als methodisches Organ für eine befreiende Sozialpädagogik bei Devianz im Kindes- und Jugendalter.

Autor: Novkovic, Dominik
Zdroj: Sozialer Sinn; Oct2024, Vol. 25 Issue 2, p227-251, 25p
Abstrakt: Angesichts der periodisch variierenden Aufmerksamkeit für die distinkten Formen devianten Verhaltens im Kindes- und Jugendalter weist die Sozialpädagogik in ihren praktischen Interventionsverfahren und Deutungsmustern ein gravierendes Defizit an theoretischer und methodologischer Fundierung auf. Insbesondere die penetrante Expansion psychotherapeutisch-biologistisch-organpathologischer Diagnosemuster in Kombination mit einem pharmalogischen Behandlungsrepertoire wird problematisiert. Kontrastiert wird die bildungs- und gesellschaftstheoretische Abstinenz Sozialer Arbeit/Sozialpädagogik durch die in Ernst Blochs dialektisch-materialistischer «Philosophie des Neuen» angelegte genetische Erkenntnismethodik, die es ermöglicht, Devianz als gesellschaftliches Verhältnis zu problematisieren und dem Leidensdruck konkreter Individuen in einem durch Verteilungskonflikte und (vertikale) soziale Ungleichheit strukturierten Klassensystem gerecht zu werden. Der Beitrag zielt dabei auf eine sozialpädagogische Relektüre der Theoriekonzeption von Ernst Bloch. Die (theorie-)systematische Neuverortung und Einbeziehung seiner Überlegungen in den Kontext der jüngeren ideologischen und fachpolitischen Auseinandersetzung mit dem Devianzphänomen eröffnet einen kritischen Verstehensprozess. Im Horizont der Bloch´schen „Philosophie des Neuen" wird ein sozialwissenschaftliches Forschungsdesign skizziert, welches für die Ausbruchs- und Artikulationsversuche vulnerabler kindlicher Subjekte sensibilisiert und damit für ein tiefergehendes Verständnis von Devianz unentbehrlich ist. Darüber hinaus soll gezeigt werden, dass die dem Bloch´schen Denkansatz inhärente hermeneutische Vorgehensweise neue Sozialbildungen im Sinne einer Emanzipatorik des Neuen erschließt. Abschließend wird in Anlehnung an das Denken Ernst Blochs ein Vorschlag für eine Sozialpädagogik der Hoffnung im Kontext der Devianzthematik unterbreitet. [ABSTRACT FROM AUTHOR]
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