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Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem Phänomen der zeitgenössischen kanadischen Geistergeschichten. Ausgangspunkt ist die außergewöhnlich hohe Anzahl an veröffentlichten Geistergeschichten, die es um bzw. seit Anfang der Jahrtausendwende gab. Die Besonderheit liegt darin, das Kanada gemäß seines Selbstverständnisses ein „matter-of-fact-country“ ist, das im Gegensatz zu seinem südlichen Nachbarn, den USA, weder Gründungsmythen noch eine reichhaltige Tradition an Schauerliteratur vorweisen kann. Dieses Phänomen wird unter einer ästhetisch-ontologischen Perspektive untersucht. Mithilfe romantischer Philosophie (v.a. Friedrich J. W. Schelling), aber auch zeitgenössischen philosophischen Ansätzen sowie traditionellen Mythen kann erklärt werden, dass die Aufklärung und der damit einhergehenden rationalen rationalen Weltsicht, die nicht zuletzt die Kolonialgeschichte bestimmte, in sich begrenzt ist – schließlich kreiert die Aufklärung selbst einen neuen Mythos: nämlich den von ihrer Allmacht. In dieser Arbeit wird dargelegt, dass es ein menschliches Bestreben ist die Welt eben nicht nur rational und logisch zu betrachten. In diesem Sinne verstehen sich, so die These, die Geistergeschichten als ein längst überfälliges Gegenspiel zum rationalistischen Selbstverständnis der kanadischen Kultur. In diesem Zusammenhang setzt sich die Arbeit mit theoretischen Ansätzen wie der Schauerliteratur und des Magischen Realismus kritisch auseinander und schlägt vor eine pantheistische Lesart zu entwickeln (pantheistisch, da in den Geschichten alle übersinnlichen Kräfte der Welt immanent sind). Diese Studie zeigt, dass die Geister andere Semantiken aufweisen als bei der konventionellen Schauerliteratur: Wo in klassischer Schauerliteratur die Geister eine Bedrohung darstellen, werden sie in den zeitgenössischen kanadischen Geistergeschichten als der Erde zugehörig aufgefasst. Es handelt sich also um eine lebensbejahende Form der Einschreibung von Magie in die (Lebens-)Welt, die zugleich dem menschlichen Bedürfnis nachkommt die Welt über Mythen – und keine rationale Sicht – zu erklären. Unter Betrachtung dieser Prämissen werden folgende Geistergeschichten untersucht: Tomson Highways „Kiss of the Fur Queen“ (1998), Eden Robinsons „Monkey Beach“ (2000), Kenneth J. Harveys „The Town that Forgot How to Breathe“ (2004), Joseph Boydens „Three Day Road“ (2005) und David Chariandys „Soucouyant“ (2007). |