Zur psychischen Struktur und Mentalisierungsfähigkeit verschwörungsgläubiger Menschen

Autor: Niggemann, Peter Johannes Hermann
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2022
Předmět:
Popis: Verschwörungsgläubigkeit ist ein zunehmend relevantes Thema im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs mit gefährlichen Konsequenzen auf persönlicher und politischer Ebene, weshalb in der Wissenschaft viele Modelle zur Erklärung dieses Phänomens existieren. In der vorliegenden Arbeit wurde ein Versuch unternommen, die bestehende Theorienlandschaft durch eine klinisch-psychologische Sicht auf Verschwörungsgläubigkeit zu ergänzen. Es wurden empirisch Zusammenhänge zwischen den Konzepten der Mentalisierung und der psychischen Struktur mit der Verschwörungsgläubigkeit untersucht. Ebenso wurde der subjektive soziale Status zur Prognose der Verschwörungsgläubigkeit erhoben. Gemäß der psychodynamischen Theorie und dem Theoriefundament der Mentalisierungsbasierten Psychotherapie (MBT) ist die individuelle Ausgestaltung der psychischen Struktur und Mentalisierungsfähigkeit von Bindungserfahrungen in der Kindheit abhängig. Bei überwiegend negativen und unzureichenden Bindungserfahrungen kann dies zu Schwarz-Weiß-Denken, einem paranoiden Grundgefühl und mangelnder Selbstreflektionsfähigkeit im Erwachsenenalter führen (prämentalisierender Äquivalenzmodus). Diese Eigenschaften zeichnen u. a. auch Verschwörungstheoretiker:innen aus, weshalb hier eine Untersuchung möglicher Zusammenhänge vorgenommen wurde. Die klinisch-psychologischen Konzepte wurden mit der sozialpsychologischen Sichtweise in Form des Einflusses des sozialen Status in ihrem Zusammenhang mit der Verschwörungsgläubigkeit verglichen. Es wurde eine Querschnitts-Fragebogenstudie in Form einer Online-Erhebung über LimeSurvey an einer studentischen Stichprobe durchgeführt. Der subjektive soziale Status wurde durch die McArthur Scale (Hoebel et al., 2015), die psychische Struktur durch den Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik-Strukturfragebogen (OPD-SF) (Ehrenthal et al., 2012), die Mentalisierungsfähigkeit durch den Mentalization Questionnaire (MZQ) (Hausberg et al., 2012) und die Verschwörungsgläubigkeit durch die Conspiracy Mentality Scale (CMS) (Imhoff & Bruder, 2014) als Selbsteinschätzungen erhoben. In multiplen Regressionen wurde ein Zusammenhang zwischen Defiziten in den OPD-Strukturdimensionen Regulierung des Objektbezugs (B=.620, T(10)=2.299, p=.024) und der Bindungsfähigkeit nach Innen (B=.444, T(10)=2.037, p=.044) mit der Conspiracy Mentality gefunden. Ein niedriger subjektiver sozialer Status zeigte hier keinen Zusammenhang zur Conspiracy Mentality.
Peter Johannes Hermann Niggemann
Masterarbeit Universität Klagenfurt 2022
Databáze: OpenAIRE