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Im vorzustellenden Promotionsprojekt wird der These nachgegangen, dass Objekte und Objektklassen in Sammlungen des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit grundlegende Vorbilder in der gleichzeitig bestehenden Reiseliteratur hatten. Reiseberichte als Wissensquelle vom Fremden können als Leitfaden dienen, um das passende Inventar einer Sammlung und späteren Kunst- und Wunderkammer zu ermitteln. Analysen von zunächst sieben Textzeugen (Reiseberichte und Inventare) zeigen zum einen, dass die Art und Weise, fremde Dinge und Lebewesen zu schildern, zunächst bei ungefähr gleichzeitig zu datierenden Reiseberichten und Inventaren sehr ähnlich ist und sie sich schließlich, im Laufe des untersuchten Zeitraumes von 1350 bis circa 1550, gleichförmig veränderte – weg vom Fabelhaft-Nebulösen hin zum Exotisch-Kuriosen. Zum anderen lassen sich teils direkte Bezüge zwischen Sammlungen und Reiseberichten ausmachen, die die These des Vorbildcharakters der Reiseliteratur stützen würden. Nicht nur aufgrund des Umstandes, dass die Betrachtung der untersuchten Textzeugen mit dem Inventarverzeichnis zur Sammlung Albrechts V. von Bayern endet, lag der Schluss nahe, auch Samuel Quicchebergs Traktat zur Museumstheorie in die Arbeit miteinzubeziehen. Die „Inscriptiones vel Tituli Theatri Amplissimi“ gelten heute als erstes museumstheoretisches Werk. Sie entstanden unmittelbar anhand der Sammlung des bayerischen Herzogs und bieten hinsichtlich Fremdheitstopoi und Aussagen zur Relevanz von Reisetätigkeiteneine vielversprechende Quelle. Für die Museumstheorie sind neue, diskursfähige Erkenntnisse zur Bedeutung der literarischen Gattung des Reiseberichts zu erwarten. Volkswagenstiftung |