RAD21-Genmutationen bei akuter myeloischer Leukämie

Autor: Mauch, Julian Alexander
Přispěvatelé: Bullinger, Lars, Schuler, Patrick
Jazyk: němčina
Rok vydání: 2017
Předmět:
Popis: Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) handelt es sich um eine heterogene klonale Erkrankung hämatopoetischer Stammzellen. Trotz anhaltender Bemühungen Diagnostik, Behandlung und Prognose der AML zu verbessern stellt die große Heterogenität und Komplexität der Erkrankung bis heute für Klinik und Forschung eine große Herausforderung dar. Um eine genauere prognostische Einschätzung der AML zu ermöglichen, wurden zyto- und histomorphologische Gesichtspunkte unter anderem durch molekulargenetische Erkenntnisse erweitert, welche in die aktuelle WHO-Klassifikation integriert wurden. Bezüglich der Risikostratifizierung einer AML haben jedoch bislang nur wenige molekulare Marker wie z.B. Nucleophosmin 1 (NPM1), CCAAT/enhancer binding protein alpha (CEBPA) und Fms-Related Tyrosine Kinase 3 (FLT3-ITD) den Weg in die klinische Praxis gefunden. Um jedoch alle Erkrankungsfälle zuverlässig molekulargenetisch erfassen zu können, insbesondere die große Gruppe der AML-Patienten mit zytogenetisch normalem Karyotyp (CN-AML), welche einen stark heterogenen klinischen Verlauf zeigt, bedarf es der Etablierung weiterer molekularer Biomarker. Die Identifikation entsprechender Genmutationen mithilfe neuer Sequenzierungsverfahren ermöglicht die Verbesserung risikoadaptierter Therapiestrategien für AML-Patienten und liefert mögliche Angriffspunkte für die Entwicklung neuartiger Behandlungsoptionen. Die Zielsetzung dieser Arbeit war es, eine mögliche Bedeutung von RAD21-Genmutationen als Biomarker bei der AML mit zytogenetisch normalem Karyotyp zu evaluieren. Hinweise auf eine Rolle des Cohesinkomplex-Gens RAD21 bei AML lieferten Ergebnisse vorheriger Studien. Zu diesem Zweck wurde ein unabhängiges Patientenkollektiv bestehend aus insgesamt 170 CN-AML Fällen aus den Studien AMLSG-HD98-A, AMLSG-07-04 und AMLSG-06-04 bezüglich des Vorliegens einer entsprechenden Mutation mittels Sequenzierung nach Sanger untersucht. Ein möglicher Zusammenhang der gefundenen Mutationen mit biologischen und klinischen Parametern, dem klinischen Verlauf, sowie eine Verbindung zu anderen vorliegenden Mutationen in bekannten Markern wurden durch Analyse der erhobenen Patientendaten untersucht. Die genauen Auswirkungen der Mutationen auf Proteinebene wurden mithilfe der computergestützten Analysewerkzeuge Sorting Intolerant From Tolerant (SIFT), Polymorphism Phenotyping (PolyPhen) und Consensus Deleteriousness Score (Condel) getestet. Es wurden insgesamt 9 Mutationen innerhalb des Patientenkollektivs entdeckt, von denen 7 Auswirkungen auf die Aminosäuresequenz zeigten. Die relativ kleine Inzidenz von 4,1% ist konsistent mit Ergebnissen entsprechender Untersuchungen zu RAD21 in anderen publizierten Studien. Fälle mit RAD21-Mutationen zeigten eine gehäufte Assoziation mit RAS-Mutationen. Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen RAD21-Mutationen und den Parametern Alter, Geschlecht, AML-Typ, Hämoglobinwert, Thrombozytenzahl, Leukozytenzahl, Blastenanteil im peripheren Blut und im Knochenmark, Laktatdehydrogenase-Wert im Plasma, dem Vorliegen eines extramedullären Befalls durch leukämische Zellen und dem Vorhandensein einer Hepato- oder Splenomegalie gefunden. Weiterhin zeigten sich keine signifikanten Zusammenhänge bezüglich kompletter Remission, einer refraktären Erkrankung oder einem frühen Tod. Eine schwache Korrelation zu den genannten Werten kann jedoch aufgrund der relativ kleinen Fallzahl an mutierten Fällen nicht ausgeschlossen werden. Laut aktueller Studienlage nimmt RAD21 als Protein des Cohesin-Komplex Einfluss auf vielfältige Prozesse wie DNA-Reparatur, Telomerverkürzung, Chromatinorganisation, Splicevorgänge, epigenetische Regulation und Gentranskription durch Transkriptionsfaktoren. Diese wichtigen Aufgaben lassen RAD21-Mutationen als vielversprechenden Kandidaten für zukünftige weiterführende funktionelle Untersuchungen mit größeren Patientenkohorten erscheinen. Insbesondere in Kombination mit Mutationen in den restlichen Cohesinkomlex-Genen SMC1, SMC3 und STAG1/2 könnten funktionell synergistische Zusammenhänge bestehen, welche für die Entstehung und Prognose von myeloischen Erkrankungen wie der AML eine Rolle spielen. Entsprechend können zukünftige Einblicke in die mit RAD21-Mutationen verbundenen Veränderungen biologischer Funktionen zur Verbesserung sowohl bei der Risikostratifizierung von AML-Patienten, als auch bei deren Therapie beitragen.
Databáze: OpenAIRE