Popis: |
DieBandbreitemöglicherKommunikationssituationen,dieeinMenscham Tagdurchlaufen kann, istsehr vielfältig. Persönliche, dienstliche,offizielle Gespräche, privateSMS und förmliche Telefonate,wissenschaftliche Vorträge und gedruckte Schlagzeilen, Durchsagen, Werbeplakate, Fernsehsendungen, Romane. Jede dieser Kommunikationssituationen lebt von Sprache und ist damit auch für die SprachwissenschaftvonInteresse.Dabeiistundbleibtdiefürdeneinzelnen Menschenprimäre undwichtigste Kommunikationsformaberdaspersönliche GesprächmitengVertrauten:DieSpracherwerbsphaseverläuftim Kontext des persönlichenGesprächs,persönliche Gesprächemit Eltern,Freundinnen und Freunden, Geschwistern, PartnerinnenundPartnern tragenwesentlichzur SozialisationundIdentitätskonstruktionbei undauchim Erwachsenenalter sind persönliche Gespräche, wenn auch nicht mehr zwingend die häufigste, so doch nach wie vor die wichtigste Kommunikationsform. Damit stellen sie nicht nur einen der Grundpfeiler im Leben des oder der Einzelnen dar, sondern sind auch die „Urform“ und der Prototyp allgemein menschlicher Kommunikation. Beides macht wiederum geradepersönlicheGesprächeals UntersuchungsgegenstandfürdieLinguistik interessant. In der Terminologie von KOCH/OESTERREICHER (1985/1994) fasst man sie alstypischeÄußerungsformen‚extremer Nähesprache‘auf –d.h.alseiner Sprachform,dieunteranderemdurch dieengeVertrautheitder Gesprächspartner/innen und die Privatheit der Situation definiert ist.Während ‚extreme Nähesprache‘ nun für die Sprecherinnen und Sprecher selbst die alltäglichste und natürlichste Sprachform ist, mit der sie oder er jeden Tag mehrmals in Kontakt kommt,ist sie für Linguistinnen und Linguisten dagegen ein besonders schwieriger Untersuchungsgegenstand.Denn umgültige Aussagenüber den tatsächlichen, alltäglichen SprachgebrauchimKontext ‚extremer Nähesprache‘ machen zu können, wird zuallererst ein Zugang zu solchen Gesprächen benötigt, um entsprechendes Datenmaterial zu erheben. Doch wie können Forschende Zugang zu privaten, vertrauten Gesprächen bekommen, wenn doch die Situation und das Gespräch gar nicht mehr privat sein können,sobald sie sichdiesen Zugang verschaffthaben? Istesalsoüberhaupt möglich, an die zu untersuchenden Daten „heranzukommen“? Und wenn ja,unterwelchen Bedingungen und mit welcher Erhebungsmethode kann dies geschehen? Die Beantwortung dieser Fragen stehtim Zentrum dieser Arbeit.Um diemethodischenSchwierigkeiten bei der Untersuchung‚extremer Nähesprache‘ möglichstanschaulich demonstrieren zu können, wird ein typisches sprachliches Merkmal‚extremerNähesprache‘ als Fallbeispielgewählt: die ‚hypokoristischen Sprachverwendungen‘.Um die Eignung verschiedener Erhebungsmethodenfürdie Untersuchung ‚hypokoristischer Sprachverwendungen‘ im Speziellen und ‚extremer Nähesprache‘ im Allgemeinenüberprüfenzukönnen,werdenzunächst das Wesenunddie Merkmale des Untersuchungsgegenstands genau bestimmt. So wird sich zeigen, dass die grundlegenden methodischen Schwierigkeiten bei der Untersuchungdieser SprachverwendungendirektausderenWesensmerkmalen erwachsen. Erst im zweiten Schritt können auf Basis dieser Begriffsbestimmung die methodischenÜberlegungenzurKorpuserstellungfolgen. In diesem methodischen Teil werden auf Basis von festgelegten Eignungskriterien verschiedene Erhebungsmethoden jeweilsaufihre Anwendbarkeitaufden Untersuchungsgegenstand hin überprüft werden. Ein Vergleich der Ergebnisse wirdletztendlichzeigen,ob überhaupt,und wenn ja,mitwelcherErhebungsmethode ‚extreme Nähesprache‘ im Allgemeinen und ‚hypokoristische Sprachverwendungen‘ im Speziellen erforscht werden können. |