Kunst und Kultur für die Freiheit – die literarische Rezeption der Syrischen Revolution in der Anthologie 'Sūriyā tataḥaddaṯ'
Autor: | Trimmel, Wolfgang |
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Jazyk: | němčina |
Rok vydání: | 2015 |
DOI: | 10.25365/thesis.38220 |
Popis: | Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den literarischen Repräsentationen des Ara-bischen Frühlings in Syrien, die anhand der Anthologie Sūriyā tataḥaddaṯ untersucht werden. Aus dieser Anthologie werden fünf Texte ausgewählt, die auf Grund ihrer Diversität sowohl verschiedene Themenbereiche als auch literarische Gattungen und Strömungen abdecken. In der Einleitung wird zunächst der Forschungsstand zur aktuellen syrischen Literatur zusammengefasst und auf die schwierigen Bedingungen, unter denen literarische Produktion in Syrien stattfindet, hingewiesen. In diesem Zusammenhang werden auch Charakteristika der syrischen Literatur diskutiert und vor allem der Begriff des «Schweigens» in der syrischen Literatur kritisch beleuchtet. Im Anschluss wird jeder der ausgewählten literarischen Beiträge einer Analyse unterzogen, die sowohl inhaltliche als auch sprachliche Aspekte berücksichtigt. Die Arbeit zeigt, dass die AutorInnen der fünf Texte eine breite Palette an Themen ansprechen. Samar Yazbak dokumentiert die blutige Auseinandersetzung zwischen Regime und Rebellen und macht deren zerstörerische Auswirkung sichtbar. Dārā ʿAbdullāh und Fādyā Laḏqānī berichten vom schockierenden Umgang des syrischen Regimes mit politischen Gefangenen. Usāma Muḥammad dagegen macht in seiner Kurzgeschichte die Reichweite des Propagandapparats des syrischen Regimes sichtbar und beleuchtet außerdem die Schwierigkeit, aus derartig eingeschärften Denkmustern auszubrechen. Überdies macht Muḥammad in seinem Text auf die zentrale Rolle, die Frauen bei der Revolutionsbewegung spielen und gespielt haben, aufmerksam. Ḫālid Ḫalīfa hingegen legt die tiefen Brüche, die sich quer durch die syrische Gesellschaft ziehen und bis ins familiäre Leben hineinreichen, offen zu Tage. Die sprachliche Analyse konzentriert sich auf das Spannungsfeld Standardspra-che – Dialekt und bestätigt das bereits in der Forschung etablierte Grundprinzip, dass bei arabischen literarischen Texten dialektale Formen weitgehend auf Dialoge und direkte Reden beschränkt bleiben. Außerdem zeigt sich, dass die Experimentierfreudigkeit hinsichtlicher dialektaler Sprachregister je nach Autorin oder Autor variiert. Mit Bezugnahme auf die theoretischen Ansätze von Tamara al-Om, Sunne Haug-bolle, Miriam Cooke und bell hooks werden die in dieser Arbeit untersuchten Texte als Beiträge zu einem Projekt von "truth telling" interpretiert. Im Zuge des "truth tel-ling" werden von Seiten der AutorInnen Tabuthemen wie Regimepropaganda oder staatliche Gewalt in Syrien offen diskutiert und Ansprüche auf politische Veränderungen erhoben. Insgesamt geht aus der Arbeit hervor, dass die Revolutionsbewegung in Syrien zwar von bahnbrechenden literarischen Texten begleitet wurde, dass sich aber gleichzeitig die Bedingungen für Meinungsfreiheit und Pressefreiheit auf Grund des eskalierenden Konfliktes nicht verbessert haben. This Master's thesis examines literary representations of the Arab Spring in Syria. The main focus is on five diverse prose texts taken from the anthology Sūriyā ta-taḥaddaṯ, which do not only belong to different literary genres, but also cover a wide range of topics. The introduction provides an outline of recent research on contemporary Syrian literature as well as of the extraordinary humanitarian and political circumstances confining the potential of literary production in Syria. In this context, prevailing understandings of contemporary Syrian literature are questioned and the seemingly characteristic «silence» of Syrian literature is critically examined. Subsequently, each of five selected texts is analysed with regard to content and linguistic features. The thesis shows that the authors of the five texts address a broad range of topics. Samar Yazbak documents the bloody conflict between regime and rebels and shows the damage that is inflicted on both people and country. Dārā ʿAbdullāh and Fādyā Laḏqānī uncover the shocking treatment political prisoners receive in the detention facilities and prisons of the regime. Usāma Muḥammad throws light on the nature and scope of regime propaganda in Syria and demonstrates the difficulty of breaking with longstanding convictions. In addition, Muḥammad draws attention to the important role Syrian women have played and continue to play in the course of the uprising. Ḫalīd Ḫalīfa discloses deep ruptures that have divided Syria's society for decades and even affect family life. The analysis of linguistic features is focused on the co-existence of Standard Arabic and dialects and confirms the well-established assumption that the use of dialect within Arabic literature is mainly limited to dialogues and direct speech. The authors' varying degree of willingness to experiment with dialect also becomes apparent. With reference to theoretical concepts proposed by Tamara al-Om, Sunne Haug-bolle, Miriam Cooke and bell hooks, it is suggested that the texts discussed in the thesis are contributions to the project of "truth telling". "Truth telling" does not only involve the discussion of regime propaganda and state repression but also calls for political changes. In conclusion, this thesis shows that while the Arab Spring in Syria has seen the publication of thematically groundbreaking texts, freedom of expression and freedom of press remain distant goals in view of the ongoing conflict. |
Databáze: | OpenAIRE |
Externí odkaz: |