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Zusammenfassend weist dieses Dissertationsprojekt auf die Bedeutung emotionaler Lernprozesse in Zusammenhang mit sozial bedrohlichen Erlebnissen für die Entstehung der Sozialen Angststörung (SAD) sowie deren Veränderung durch die psychotherapeutische Intervention Imagery Rescripting hin. Es wurde vermutet, dass sozial bedrohliche Erlebnisse ähnlich traumatischer Erfahrungen bei der PTBS ungünstig verarbeitet sowie im Gedächtnis eingespeichert werden und so im weiteren Verlauf posttraumatische Stresssymptome hervorrufen, die schließlich die Symptomatik der SAD weiter fördern (z. B. Hackmann et al., 1998; Hackmann et al., 2000; Norton & Abbott, 2017a; siehe Abbildung 1). Die in diesem Dissertationsprojekt dargestellten Befunde unterstützen diese Vermutungen. Eine stärkere emotionale Aktivierung der Erinnerung sowie stärkere posttraumatische Stresssymptome bei PatientInnen mit SAD weisen auf eine ungünstige Repräsentation der sozial bedrohlichen Erlebnisse im Gedächtnis hin. Diese könnte ein Resultat dysfunktionaler Verarbeitungsstrategien nach den Erlebnissen darstellen, die Personen mit stärkeren sozialen Ängsten retrospektiv vermehrt berichten. Die Anwendung von Erkenntnissen hinsichtlich ätiologischer Bedingungen für die Entstehung der Symptomatik psychischer Erkrankungen könnte die Entwicklung psychotherapeutischer Interventionen noch weiter verbessern. Tatsächlich wird der Bedeutung sozial bedrohlicher Erinnerungen bereits in Form psychotherapeutischer Interventionen wie Imagery Rescripting Rechnung getragen (z. B. Wild et al., 2007, 2008). Es wird vermutet, dass die Intervention zu einer Veränderung der emotionalen Bedeutung bzw. Repräsentation der sozial bedrohlichen Erinnerung im Gedächtnis führt, die schließlich in einer Reduktion der posttraumatischen Stresssymptome und Symptome der SAD resultieren könnte (z. B. Arntz, 2011; siehe Abbildung 1). Entsprechend zeigte sich im Rahmen dieses Dissertationsprojektes bei gesunden Personen eine Veränderung des emotionalen Erlebens der Imagery Rescripting Intervention, die auf eine Veränderung der Repräsentation der Erinnerung im Gedächtnis hinweisen könnte. Zukünftige Studien sollten den Zusammenhang zwischen ätiologischen Bedingungen, der aktuellen Symptomatik sowie Veränderungen dieser durch psychotherapeutische Interventionen in Längsschnittstudien noch weiter beleuchten. |