Der Direktzugang zu Heilmittelerbringern in Deutschland: Eine kritische Übersicht
Autor: | G. Küther |
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Rok vydání: | 2014 |
Předmět: | |
Zdroj: | Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin. 24:173-182 |
ISSN: | 1439-085X 0940-6689 |
Popis: | Einleitung: Ahnlich wie in anderen westlichen Landern propagieren gegenwartig auch in Deutschland Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopaden einen Direktzugang. Allerdings treffen diese Forderungen auf eine konsequente Ablehnung durch die arztlichen Standesvertreter. Das Ziel dieser Ubersicht ist es, mit Blick auf die internationale Literatur die unterschiedlichen Argumente zu diesem Thema kritisch zu uberprufen. Ergebnisse: Rechtliche Rahmenbedingungen und medizinische Bedenken im Hinblick auf die begrenzte diagnostische Kompetenz sind die wesentlichen Hemmnisse, um Therapeuten einen Direktzugang zu gewahren. Besondere Anforderungen stellt das neue Patientenrechtegesetz, das vor Therapiebeginn eine umfassende Information uber Behandlungsalternativen auserhalb der Heilmittel fordert. Die Befurworter nennen als wesentliche Vorteile des Direktzugangs den schnellen Therapiebeginn und die Kostensenkung durch Wegfall von Zusatzdiagnostik. Zusatzlich werden von therapeutischer Seite mit dem Direktzugang die berufliche Autonomie sowie die Unabhangigkeit von der Arzteschaft angestrebt. In der Literatur finden sich Belege, dass Physiotherapeuten mit akademischer Ausbildung und einer umfassenden klinischen Weiterbildung muskuloskelettale Erkrankungen vergleichbar kompetent wie Facharzte behandeln konnen. Die Behandlungskosten waren dabei um 30–55% niedriger, vorwiegend aufgrund einer geringeren Zahl an Rontgenaufnahmen, Uberweisungen und Medikamentenverordnungen. Widerspruchlich sind Befunde zur Mengenausweitung therapeutischer Leistungen bei einem Direktzugang, wobei diese Daten moglicherweise nicht direkt auf das deutsche Gesundheitssystem ubertragbar sind. Diskussion: In Deutschland schliesen gegenwartig medizinische und vor allem rechtliche Grunde einen Direktzugang fur Therapeuten aus. Dies gilt auch fur akademisch ausgebildete Therapeuten, da eine umfassende Patienteninformation nur mit einer arztlichen Ausbildung zu gewahrleisten ist. Allerdings sind erweiterte Entscheidungsspielraume fur die Inhalte und den Umfang der arztlich verordneten Behandlungen in naher Zukunft vorstellbar. Fur die Behandlung schwerer und komplexer Erkrankungen erscheint nicht die Autonomie der Therapeuten, sondern deren engere Zusammenarbeit mit Arzten von Bedeutung, um eine verbesserte ambulante Versorgung zu gewahrleisten. |
Databáze: | OpenAIRE |
Externí odkaz: |