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Welche Wirkungen zeigen handelspolitische Entscheidungen in einem internationalen System von Güter produzierenden und miteinander Handel treibenden Volkswirtschaften? Wie lassen sich die Haupteffekte trotz der enormen Komplexität, der durch vielfältige Wechselwirkungen miteinander verbundenen Einflussfaktoren, isolieren? Ein mächtiges Werkzeug zur Analyse hochkomplexer Wirkungsmechanismen sind modellgestützte Simulationen, die Vorhersagen über handelspolitische Interventionen ermöglichen. In der vorliegenden Arbeit wird auf ein geeignetes Modell zurückgegriffen, um die Auswirkungen von solchen Politikmaßnahmen auf wichtige Zielgrößen, wie Handelsströme und Reallöhne, analysieren zu können. Das Simulationsmodell basiert auf dem Modell von Eaton und Kortum (2002). Als Vorbereitung der modellgestützten Simulation wird zunächst eine grundlegende Analyse der Eigenschaften des Modells unternommen. Außerdem werden Ansätzen zur Erweiterung des Grundmodells diskutiert. Hier ist in erster Linie die Analyse der von Eaton und Kortum eingeführten Fréchet-Verteilung im Hinblick auf deren Eignung für einen Einsatz in Simulationsmodellen zu nennen. Diese Verteilung dient in dem Modell von Eaton und Kortum zur Abbildung der Effizienz, mit der die länder- und güterspezifischen Herstellungsprozesse betrieben werden können. Durch diese Analyse lässt sich zeigen, dass die für das Grundmodell eingeführte Verteilungsfunktion, ungeachtet ihrer Eignung zur qualitativen Abbildung der Zusammenhänge, in der Simulation zu einer Streuung der Effizienzwerte führt, die über das in der Praxis zu erwartende Maß hinausgeht. Die auf diesen Untersuchungen basierende alternative Verwendung der Rayleigh- Verteilung führt in der Simulation zu Produktivitätsverteilungen, die deutlich besser in Übereinstimmung mit den in der Praxis zu beobachtenden Wertebereichen stehen. Die Analysen der modellgestützten Vorhersagen stehen nicht im Widerspruch zu den Effekten, die sich qualitativ aus der komparativ statischen Analyse von Eaton und Kortum (2002) ableiten lassen. Der Mehrwert einer Simulation liegt in der Möglichkeit, die Effekte quantifizieren zu können. Basierend auf den Daten der realen Welt wird das Modell bestmöglich an die Realität angepasst, um dann Modellparameter quasi-experimental zu verändern. Diese Veränderung bewirkt eine Anpassung aller endogenen Variablen im Modell, was wiederum für die Wirkungsanalyse ausgewertet werden kann. Beispielsweise könnte man die Handelskosten mthilfe einer Reduktion der Zölle senken, um dann die veränderten Handelsströme zwischen den modellierten Ländern untersuchen zu können. Denkbar sind handelsschaffende und handelsumlenkende Effekte. Geringere Transportkosten über die Zollreduktion sollten das weltweite Handelsvolumen insgesamt erhöhen. Eine einseitige Veränderung der Handelskosten zwischen zwei Ökonomien sollte aber auch einen umlenkenden Effekt der Handelsströme zwischen allen anderen Ökonomien zur Folge haben. Eine einseitige Reduktion der bilateralen Handelskosten führt zu weltweiten Verschiebungen der Handelsströme. Aus dieser Diskussion wird auch klar, warum eine Gesamtbetrachtung aller Länder in einem komplexen Gleichgewichtsmodell für die Analyse von handelspolitischen Maßnahmen so wichtig ist. Alle Handelsströme müssen in einem in sich geschlossenen Modell abgebildet werden, um aussagekräftige Prognosen über die Auswirkung eines Zolls machen zu können. Nur in einem solchen System können die Folgen von handelspolitischen Entscheidungen fundiert analysiert werden. |