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„Heimatkunst, ein neues Wort fur eine alte Sache“ las ich neulich irgendwo. Ich mochte doch bezweifeln, das der Urheber dieser Bemerkung sich mit der Sache grundlich befast hat. Allerdings besitzen wir, wie auf dem Gebiete der bildenden Kunst, so auch auf dem der Litteratur langst zahlreiche Werke, die, um es ganz allgemein zu sagen, ortlichen Charakter tragen, aus einer bestimmten Gegend mit bestimmtem Volkstum her vorgewachsen, zunachst auch wieder fur diese Gegend und dieses Volkstum bestimmt sind und daher zu den Werken von allgemein-nationalem und -zeitlichem Charakter in einen gewissen Gegensatz treten. Aber diese ortliche Kunst ist noch lange keine Heimatkunst, [S. 11:] ist in der Regel nicht einmal Kunst, geht bescheiden neben der grosen Kunst, der allgemeinen Litteraturentwicklung her und bezweckt im Grunde nichts weiter als darzuthun, das auch „abseits“ poetisches Leben und poetisches Interesse vorhanden ist. Sie hat kulturhistorische Bedeutung, kaum asthetisch-litterarische, hochstens gewinnt sie als Stofffinderin und Bewahrerin fur die eigentliche Kunst, die Gesamtkunst eines Volkes Wert. Ihre Vertreter sind meist mehr oder minder begabte Dilettanten, die die Kunstmittel der grosen Kunst auf die heimischen Stoffe, so gut sie es vermogen, d.h. meist konventionell anwenden, deren Eigenes aber dadurch oft verderben, es jedenfalls nicht in voller Machtigkeit hervortreten zu lassen im Stande sind. |