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There appears to be a critical consensus that the poetry of Sarah Kirsch revealed from the outset a tension between the individual and society, between the poet's private experiences and those of the socialist collective. This essay argues, however, that sustained critical focus on implicit political opposition to travel restrictions and the inequality of the sexes in a handful of Kirsch's poems from the late sixties has resulted in a lack of attention to the main concern of her debut solo collection Landaufenthalt, namely the poet's questioning and eventual abandoning of the dictates of socialist realism regarding the role of nature in poetry, and the pivotal role played by her personal interaction with nature in this process, as signalled in the title. The essay discusses the depiction of nature in allegedly dissident poems involving travel that are situated at the start of the collection before considering poems about features of the natural landscape that appear after the title poem. It outlines the evolution of Kirsch's questioning of official cultural policy within the context of the lyric poetry debate in Forum in the sixties and her decisive departure from socialist realism in the final poem of the collection. Es besteht ein allgemeines Einvernehmen daruber, dass Sarah Kirschs Lyrik von Anfang an durch die Spannung zwischen dem Individuum und der Gesellschaft oder genauer, zwischen den eigenen Erfahrungen und denen des sozialistischen Kollektivs gepragt war. Entgegen dieser Meinung wird im vorliegenden Beitrag behauptet, dass die andauernde Fokussierung auf implizite politische Opposition gegen Reisebeschrankungen und die Ungleichheit der Geschlechter in einigen Gedichten Kirschs aus den spaten 1960er Jahren das Hauptanliegen ihres Erstlingswerks Landaufenthalt ubersieht, namlich wie Kirsch den Sozialistischen Realismus in Frage stellt und die entscheidende, im Titel signalisierte Zwiesprache der Dichterin mit der Natur in diesem Prozess. Der Beitrag erlautert zunachst die Darstellung der Natur in den vermeintlich regimekritischen und sich mit Reisen beschaftigenden Gedichten am Anfang des Gedichtbandes und danach die Beschaftigung der Dichterin mit der Naturlandschaft, die nach dem Titelgedicht immer deutlicher in den Vordergrund tritt. Die Analyse verdeutlicht, wie Kirsch im Rahmen der Forum-Lyrikdebatte der sechziger Jahre die offizielle Kulturpolitik uber die Verwendung von Naturphanomenen in lyrischen Versen in Frage stellt, um sich dann schlieslich im letzten Gedicht des Bandes vom Sozialistischen Realismus entschieden abzuwenden. |