Dosis-Wirkung-Zusammenhang zwischen physischen Belastungen und lumbalen Bandscheibenerkrankungen

Autor: N. Kersten, Annekatrin Bergmann, Ulrike Euler, C. Jordan, Ulrich Bolm-Audorff, Dirk Ditchen, A. Luttmann, Oliver Kuss, K. Schäfer, Matthias Jäger, Andreas Seidler, Johannes Haerting, E. Haufe, Rolf Ellegast, P. Morfeld
Rok vydání: 2014
Předmět:
Zdroj: Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie. 64:239-257
ISSN: 2198-0713
0944-2502
Popis: Aus den Ergebnissen der Deutschen Wirbelsaulenstudie (DWS1), die die Basis der hier vorgestellten DWS-Richtwertestudie (DWS2) darstellen, ist die grundsatzliche Aussage ableitbar, dass auch unterhalb bestimmter Schwellenwerte des Mainz-Dortmunder Dosismodells (MDD) Risiken fur die Entstehung einer bandscheibenbedingten Erkrankung der Lendenwirbelsaule bestehen. In den verwendeten Dosismodellen der DWS1 wurden die Schwellenwerte der Bandscheibendruckkraft, Rumpfvorneigung und Tagesdosis nicht getrennt voneinander, sondern in Kombination variiert. Daher erlaubten die bisherigen Auswertungen der DWS1 keine Aussagen zu Dosismodellen, die durch definierte Absenkung einzelner Eigenschaften des MDD, z. B. der Druckkraft, bei Beibehaltung der ubrigen Eigenschaften gekennzeichnet sind. Ziel der DWS2 ist die wissenschaftlich fundierte Ableitung eines Dosismodells unter Berucksichtigung geeigneter Schwellenwerte. In der DWS2 werden die Schwellenwerte (Bandscheibendruckkraft, Rumpfvorneigung, Tagesdosis) einzeln und anschliesend auch kombiniert variiert. Dabei wird die Anpassungsgute der resultierenden Dosismodelle zur Beschreibung des Dosis-Wirkung-Zusammenhangs auf der Grundlage der kontinuierlichen Dosiswerte anstelle klassierter Daten in der DWS1 und unter Einsatz verschiedener statistischer Methoden [z. B. Akaike-Informationskriterium (AIC), Multi-Modell-Ansatze, fraktionale Polynome] ermittelt. In die Berechnung der Schwellenwerte gingen die Informationen mehrerer gut anpassender, einen breiten Bereich von Schwellenwerten reprasentierender Dosismodelle ein. Unter Einsatz statistischer Mittelungsverfahren (Multi-Modell-Ansatze) liesen sich daraus folgende Schwellenwerte ableiten: eine Bandscheibendruckkraft von 3,2 kN fur Manner und 2,5 kN fur Frauen, ein Rumpfneigungswinkel von 45°, eine Tagesdosis von 2,0 kNh bei Mannern und 0,5 kNh bei Frauen. Weiterhin lies sich eine Verdopplungsdosis des Bandscheibenerkrankungsrisikos von etwa 7 MNh bei Mannern und etwa 3 MNh bei Frauen ermitteln. Die vertiefende Reanalyse der Daten der DWS1 liefert eine wichtige Grundlage zur Beurteilung der Dosis-Wirkung-Beziehung zwischen korperlichen Belastungen und bandscheibenbedingten Erkrankungen. Zunachst sind statistische Unsicherheiten bei der Ableitung von Schwellenwerten sowie die Vereinbarkeit der Studienergebnisse mit den Anforderungen des Berufskrankheitenrechts zu diskutieren, bevor konkrete Folgerungen fur die Berufskrankheit Nr. 2108 gezogen werden konnen.
Databáze: OpenAIRE