Zeitgerechte Diagnosestellung bei Menschen mit Demenz: der Bayerische Demenz Survey (BayDem)

Autor: Linda Karrer, Elmar Gräßel, Manuela Hess, André Kratzer, Peter L. Kolominsky-Rabas, Nikolas Dietzel, Franziska Wolff
Rok vydání: 2019
Předmět:
Zdroj: Das Gesundheitswesen. 82:23-29
ISSN: 1439-4421
0941-3790
DOI: 10.1055/a-1031-9559
Popis: Zusammenfassung Hintergrund Demenzdiagnosen werden häufig erst bei fortgeschrittener Symptomatik gestellt. Die Sicherstellung einer zeitgerechten Diagnose stellt jedoch die Grundlage für die Inanspruchnahme von Therapie- und Unterstützungsleistungen für Menschen mit Demenz (MmD) sowie für deren pflegende Angehörige dar. Bisher haben nur wenige internationale Studien Einflussfaktoren auf die Dauer von den ersten subjektiv wahrgenommenen Symptomen bis zur Diagnosestellung analysiert. Ziel dieser Analyse ist es daher, die Zeitspanne von den ersten wahrgenommenen Symptomen aus der Perspektive der unterstützenden Angehörigen bis zur Erstdiagnose einer Demenz zu erfassen sowie potenzielle soziodemografische Prädiktoren für eine zeitgerechte Diagnose zu identifizieren. Methode Der Bayerische Demenz Survey (BayDem) ist eine multizentrische Längsschnittstudie, die in 3 Regionen (Dachau, Erlangen, Kronach) in Bayern durchgeführt wurde. Projektteilnehmer/innen waren Menschen mit Demenz (MmD) nach ICD-10, sowie deren pflegende Angehörige. Die Verlaufsdaten wurden in standardisierten, persönlichen Interviews in enger Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren vor Ort erhoben. Zur Analyse von potenziellen soziodemografischen Prädiktoren einer zeitgerechten Diagnosestellung innerhalb von 9 Monaten nach Erkennung der ersten Symptome wurden binäre-logistische Regressionen durchgeführt. Ergebnisse Die mediane Dauer von der Wahrnehmung der ersten Symptome bis zur Diagnosestellung betrug bei den Teilnehmenden 16 Monate. Neben dem Alter (zum Zeitpunkt der ersten wahrgenommenen Symptome), ist die Schulbildung von männlichen MmD mit einer zeitgerechten Diagnosestellung innerhalb von 9 Monaten nach Wahrnehmung der ersten Demenzsymptome assoziiert. Es konnte keine Assoziation mit dem Wohnort oder der Wohnsituation belegt werden. Schlussfolgerungen Es zeigte sich, dass die Diagnosestellung häufig mit deutlicher Verzögerung erfolgt. Deshalb erscheint es notwendig, dass im primärärztlichen Bereich strukturierte Zugangswege zu einer „zeitgerechten Diagnostik“ weiterentwickelt werden.
Databáze: OpenAIRE